Einleitung: Am 30. September 1948 – ich ruhte mich gerade von einem Nachtdienst aus – läutete cs an meiner Wohnungstür, und ein Bote der Austria Presse Agentur (APA) überreichte mir ein kurzes Schreiben. Darin wurde „mit Bedauern“ mitgeteilt, daß im Hinblick auf die wirtschaftliche Lage der APA mein Dienstverhältnis als Redakteursaspirant mit Wirkung vom 31. Dezember 1948 gekündigt sei. Der Schock war groß, die Tatsache, daß niemand es für notwendig gefunden hatte, vorher mit mir darüber zu sprechen, schmerzte mich ebenso wie die Art der Übermittlung: nur ja den Kündigungstermin zum Quartal nicht versäumen! (Daß ich dort von 1959 bis 1987 Chefredakteur sein würde, hätte ich mir damals nicht träumen lassen.)
Was mich persönlich traf, war Ausdruck einer Umschichtung in der ganzen Branche. Nach dem Krieg waren die Geschäfte leer gewesen. Da man sonst nichts kaufen konnte, hatte man viel Geld für Zeitungen verfügbar. Auch war die politische Entwicklung in und um Österreich so dramatisch, daß man geradezu auf das tägliche Blatt wartete. Je mehr sich die Lage aber wirtschaftlich und politisch stabilisierte, desto mehr wurde jeder Schilling umgedreht: Man kaufte nicht mehrere Zeitungen wie früher, sondern nur eine.
Die APA, am 1.9.1946 gegründet, hatte als Genossenschaft gut gehender Zeitungen in den ersten Jahren keine finanziellen Sorgen und baute sogar ein kleines Auslandskorrespondentennetz auf. Die „Normalisierung“ und der dadurch ausgelöste Leserschwund traf die Zeitungsverlage ebenso wie deren Genossenschaft. Das führte schließlich zu einer Reorganisation und 1951 zum Wechsel in den APA-Spitzenfunktionen. Technisch arbeitete die Agentur mit Einrichtungen, die die „Amtliche Nachrichtenstelle“ der Ersten Republik und die Wiener Redaktion des „Deutschen Nachrichtenbüros“ (DNB), das 1938 an ihre Stelle getreten war, benützt hatten.
In der APA waren unter Chefredakteur Vinzenz Ludwig Ostry und Generaldirektor Dr. Karl Siepcn Redakleure der verschiedensten Herkunft tätig: Einer schilderte uns, wie cs noch in der „Amtlichen Nachrichtenstelle“ zugegangen war (mit Anweisungen vom Ballhausplatz), ein anderer halte die Zeit im DNB (mit erheblich mehr Anweisungen aus Berlin und noch mehr Tabus) durchgetaucht. Zwei waren als politisch Verfolgte im KZ gewesen, andere hatten, wie ich, in der Deutschen Wehrmacht gedient, wieder andere hei den alliierten (britischen) Streitkräften, einer hatte den Krieg in Australien verbracht. Den stärksten Eindruck machte auf mich Eric Derman, der damals auch „die dritte Seite“ der Weltpresse gestaltete. …