Einleitung: Wie vergangen oder gegenwärtig, vor allem aber, wie begreifbar Geschichte ist, hängt nicht zuletzt davon ab, ob man sie verstehen gelernt hat. Das gilt auch für Zeitgeschichte, das heißt, die von Zeitgenossen erinnerte Geschichte.
Betrachtet man Zeitgeschichte als die Geschichten derer, die noch Zeugnis ablegen können, dann hat der Club 2 von Anfang an diese zeitgeschichtliche Dokumentation als eine seiner wesentlichen Aufgaben verstanden, österreichische Zeitgeschichte im Club 2 ist daher vor allem Republikgeschichte. Die aktuellen Entwicklungen, z. B. im Nahen Osten, im Iran/Irak, in Südafrika, in der Türkei werden ebenfalls als Zeitgeschichte verstanden und dementsprechend im Club 2 berücksichtigt.
Ausgegrenzt in der quantitativen Erfassung ist der in den Club 2-Sendungen umfassend behandelte ökologische Bereich, der selbstverständlich als zeitgeschichtliches Phänomen betrachtet werden kann, wenn man z. B. an die Ereignisse rund um Hainburg denkt. Ebenso ausgegrenzt sind auch naturwissenschaftliche und kulturelle Themen, obwohl sie zweifellos Zeitgeschichte mitbestimmen. Wie alle Aus- und Eingrenzungen eines komplexen Begriffes sind auch diese willkürlich, insoferne aber notwendig, als man sonst alle im Club 2 behandelten Themen als zeitgeschichtliche verstehen könnte.
So gesehen entfallen rund zwanzig Prozent der etwas über eintausend Club 2-Sendungen auf zeitgeschichtliche Themen. Daß dabei Faschismus und Nationalsozialismus den Hauptanteil liefern, ist nicht überraschend: Dazu gehören auch die Ursachen – Antisemitismus, Wirtschaftskrise etc. – und die Folgen – mangelnde Vergangenheitsbewältigung, Terrorismus etc. Den Auftakt bildete bereits die sechste Sendung vom 28. 10. 1976 mit Henriette von Schirach, die auch den ersten handfesten Club 2– Skandal auslöste. Die Kritik richtete sich damals sowohl gegen die Tatsache, daß man die Frau eines prominenten Nationalsozialisten, des ehemaligen Gauleiters von Wien, Baldur von Schirach, eingeladen hatte, wie auch gegen die Unausgewogenheit der Runde…