Biographische Annäherungen an Mediennutzung und -bewertung von Ost- und West-BerlinerInnen in der Nachwendezeit
Seit den frühen 1990er-Jahren stellt die kommerzielle wie akademische Nutzungsforschung
Unterschiede in Mediennutzung und -bewertung von Ost- und Westdeutschen fest. Entsprechende Befunde wurden oft mit einseitigem Fokus auf die Ostdeutschen und Verweis auf deren DDR-Sozialisation erklärt. Diese hätte eine mangelnde Informationskompetenz sowie das Entstehen einer speziellen „Ost-Identität“ befördert. Aus identitätstheoretischer Perspektive liegt es jedoch nahe, auch die Nachwendezeit als Ursprungsort bis heute etablierter Mediennutzungsmuster und -bewertungen zu begreifen. Der Beitrag setzt hier an und nimmt dabei erstmalig nicht nur den Osten in den Blick. Mittels biographischer Leitfadeninterviews von Ost- und West-BerlinerInnen wird untersucht, wie verschiedene Mediennutzungsmuster über die Existenz von sozialen bzw. kollektiven ost-/westdeutschen Identitäten erklärt werden können und ob in dieser Hinsicht nicht mehr Gemeinsamkeiten zwischen Ost und West vorhanden sind als weithin angenommen. Darauf aufbauend wird gefragt, welche Rolle den Medien für die Ausprägung, Aufrechterhaltung oder den Abbau von Ost-/West-Sonder-Identitäten zuzuschreiben ist. Der Beitrag beschränkt sich auf die Vorstellung der theoretischen und methodischen Konzeption der Studie sowie die Diskussion möglicher Kritikpunkte.