Tagebuchschreiben im KLV-Lager zwischen politischer Instrumentalisierung und individueller Praxis (1940-1945)
Die in der Folge präsentierte Masterarbeit befasst sich mit der politischen Instrumentalisierung der jugendlichen Tagebuchkultur im Nationalsozialismus, die sich unter anderem in diversen Erziehungseinrichtungen vollzog: Kinder und Jugendliche wurden hier von Lehrkräften bzw. HJ-FührerInnen instruiert, regimetreue diaristische Aufzeichnungen zu verfassen. Im Zentrum der Mikrostudie steht das kollektive Tagebuchschreiben in den Lagern der Erweiterten Kinderlandverschickung (KLV). Zunächst wird basierend auf NS-Publikationen der Frage nachgegangen, welche thematischen Aspekte KLV-Tagebücher nach Vorstellungen der OrganisatorInnen der KLV idealerweise aufweisen sollten. Anhand der Tagebücher zweier Mädchen wird dann − unter Anwendung der Qualitativen Inhaltsanalyse nach Philipp Mayring − exemplarisch untersucht, inwiefern die auf den Inhalt der Diarien bezogenen Forderungen des NS-Regimes in der Tagebuchpraxis der KLV-Lager Umsetzung fanden. Dabei wird von der These ausgegangen, dass die beiden Schreiberinnen ihre Aufzeichnungen auch zu nicht vorgesehenen individuellen Zwecken nutzten.