Kathrin Meißner: Die ‚Mietskaserne‘ als planungskulturelles Narrativ der 1980er-Jahre

Das Narrativ der Mietskaserne entstand als Resultat industrieller Urbanisierung und expansivem Bau von Massenmietshäusern zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Für GroßstadtkritikerInnen und wandelnde Stadtplanungsleitbilder diente die ‚Mietskaserne‘ als Argument ‚schlechte‘ Stadtplanung zu benennen und von den zeitgenössischen ‚besseren‘ Planungsidealen abzugrenzen. Mitte der 1970er-Jahre begann im Zuge der Altstadt-Aufwertung allmählich eine Relativierung hin zu einer positiven Projektionsfläche urbaner und gesellschaftlicher Identität. Der Beitrag untersucht anhand von zwei Fallbeispielen der 1980er aus Ost- und West-Berlin die Verwendung des Narrativs ‚Mietskaserne‘ in der medialen Öffentlichkeit in planungskulturellen Diskursen der Altstadterneuerung. Dabei spielen sowohl implizite als auch explizite Referenzen zur ‚Mietskaserne‘ in schriftlichen wie visuellen Textquellen eine Rolle. In der medialen Kommunikation und dem stetigen Rückbezug auf die Zuschreibungen der ‚Mietskaserne‘ wird das Narrativ im spezifischen Kontext der Fallbeispiele verortet und gleichzeitig in öffentlichen Diskursen und der zeitgenössischen Planungskultur reproduziert und verbleibt somit gesamtgesellschaftlich präsent.