Einleitung: Am 10. Juli 1930 notiert ein 17-jähriger Donawitzer, ehe er auf die Walz bis nach Skandinavien geht, in sein Tagebuch: „Das ganze Industriezentrum Leoben leidet an Arbeitsmangel. Insbesondere in Donawitz, wo infolge der Heimwehrschaft viele qualifizierte Arbeiter, die sich nicht dem Terror fügten, entlassen wurden“ (Schick, 1991, S. 29). Delogierte „Ausgesteuerte“ hausten da bereits in einer Barackensiedlung am Maßenberg, an dessen Fuß sich die Betriebsleitervillen der Österreichisch- Alpinen Montangesellschaft (ÖAMG) ausdehnten. Auf die durch Arbeitslosigkeit induzierte Armut in der steirischen Industrieregion Leoben-Donawitz wurde auch die Internationale Vereinigung für Kinderhilfe in Genf aufmerksam, die Donawitz drei Jahre nach Ausbruch der Weltwirtschaftskrise neben dem anderen lokalen ÖAMG-Zentrum Eisenerz in ihr Spendenprogramm aufnahm. Laut Obfrau des Donawitzer Kindergartens hatten im April 1933 von 18.000 Einwohnern „mehr als 10.000 kein geregeltes Einkommen“ (Fiedler, 1934, S. 8). Ab Mai befand sich die Stadt im Konkurs, mehr als 6.000 Menschen lebten von der Arbeitslosenunterstützung (Arbeiterwille, 1933). Zu diesem Zeitpunkt hatte die Ausrichtung der ÖAMG und ihrer vor Ort hergestellten Werkszeitung (WZ; 1926-1945) vom faschistischen Steirischen Heimatschutz (STHSCH) zur NSDAP umgeschlagen, die von ihr geförderte Unabhängige Gewerkschaft (UG) und deren gleichnamige Zeitung (1929-1931) waren zugunsten der NS-Betriebszellenorganisation fallengelassen worden. Während die medial-diskursiv dominante Obersteirische Volkszeitung (OVZ; 1885-1945, 1949- 2008) auf ihrer ÖAMG nahen, deutschnationalautoritären Linie und die ebenfalls in Leoben edierte Leobener Sonntagspost (LS; 1924-1938, 1946-1981) regierungsloyal auf ihrer arbeitgeberfreundlichen, katholischen Blattlinie beharrten, wäre es an einer oppositionellen Presse gelegen, die massiv gestiegene Arbeitslosigkeit kritisch zu thematisieren und sich der Deklassierung, Verarmung und Ausgrenzung von Arbeitslosen anzunehmen. Doch die geschwächten sozialdemokratischen Freien Gewerkschaften mussten die lokalen Arbeitermedien Alpinepost (1928-1930) und Der Bergmann (1920-1931) einstellen, die kommunistischen Betriebsblätter Der Alpine-Sklave (1927-1929) und Der Rote Alpine-Arbeiter (1929-1931) hatten, ob der ÖAMG-Schikanen, ihr Publikum kaum erreicht. …