Einleitung: Das „Programm“ ist eines der Schüsselwörter der Medienwissenschaft. Es geht in der Analyse, Theoriebildung und Geschichtsschreibung insbesondere der zeitbasierten Medien wie Film, Radio und Fernsehen darum, wie mit den großen Mengen an Produktionen, Sendungen und Filmen umzugehen ist, ohne dass nur eine Programmstatistik betrieben wird. Eine sich in den Kultur- und Geisteswissenschaften verortende Medienwissenschaft muss nicht nur mit diesem Mengenproblem fertig werden, sie kann sich auch nicht immer auf die meist exemplarisch gesetzte Einzelanalyse zurückziehen (Fischer, 2005). Die Kategorie des „Programms“ gehört in den Komplex der kategorialen Gruppenbildungen wie das Genre, die Gattung, das Oeuvre etc. Sie repräsentiert auf einer strukturellen Ebene einen intertextuellen Zusammenhang zwischen den innerhalb eines Programms ausgestrahlten Sendungen, meint aber implizit auch Steuerungsmechanismen wie kulturelle Angebote, gleich welcher Art, einem möglichen Publikum respektive Nutzerkreis dargeboten werden können (Hickethier, 2003).
Wenn es stimmt, dass der Programmbegriff mit der Moderne, mehr noch, mit dem Konzept der Moderne als eine letztlich auch auf einer Massenbasis sich verstehenden Industriegesellschaft gelten kann (Paech, 1999), muss angenommen werden, dass auch das Programm als eine Organisationsform von Kultur mit dem Wechsel von der industriellen zur postindustriellen Gesellschaft abgewertet wird bzw. neu definiert werden muss, so dass es auch andere Aspekte einbezieht. Dies wird vor allem unter dem Aspekt der zeitlichen Strukturierung zu diskutieren sein. Die folgenden Überlegungen konzentrieren sich vor allem auf das Programm als Erscheinungsform des Rundfunks, also des Radios und Fernsehens. Es soll versucht werden, die historische Entwicklung des Programmverständnisses und seiner Beschäftigung mit ihm zu skizzieren. …