Iris Hajicsek & Fritz Hausjell: „Je mehr es Banales gibt, desto mehr sehnen sich die Leute nach etwas Vernünftigem“ Alfred Treiber, Kultur- und Programmchef von Ö1, über die Geschichte, die Gründe des Erfolges und die aktuelle Entwicklung des ORF-Kultur- und Informationssenders. Das Gespräch führten Iris Hajicsek und Fritz Hausjell

Einleitung:

Medien & Zeit: Herr Treiber; Sie haben im November 1966 beim Radio begonnen. Warum wollten Sie damals zum Radio und wie verlief dieser Einstieg?

Alfred Treiber: Ich war in der Furche Redakteur und habe im Radio gehört, dass Leute für das Radio gesucht werden. Nachdem ich mit der allzu konservativen Ausrichtung dieses Wochenblattes auf meinem — nämlich literarischen — Gebiet, Probleme gehabt habe, war mir das sehr recht und ich dachte: „Das machst du.“ Ich bin hingegangen und in einem Zimmer saß ein gewisser Herr Hubert Gaisbauer. Zu dem sagte ich: „Sie suchen Leute, ich suche einen Job, ich glaube, das passt!“. Da meinte er: „So schnell geht’s nicht.“ Ich müsse erst einmal Probesendungen machen. Daraufhin gestaltete ich drei Kurzportraits über Werner Schneyder, über Peter Handke und Wolfgang Bauer – im 66er Jahr noch nicht ganz so berühmte Leute. Das hat Gaisbauer auf Anhieb gefallen. Seitdem war ich dann dabei. Gemeinsam mit Alfred Komarek habe ich eine neue Sendung kreiert, und wir haben damit die „legendäre“ Sendung „Hallo Teenager“ abgelöst durch eine Sendung, die hieß „Magazin für Teens und Twens“, ein reichlich merkwürdiger Sendungstitel, aber inhaltlich war das dann schon etwas anderes.
Das Umfeld das beim Radio vorgefunden wurde, war interessant: Es war ein „Kraut-und-Rüben- Sender“. Da wurde der „Landfunk“ gesendet, dann eine Symphonie, dann die Viertelstunde für die Kinder, danach eine Literatursendung und anschließend noch etwas für die Bauern, dann gab es eine Operette und so weiter. Strukturprogramme gab es damals zwar bei der BBC, nicht aber in Österreich. Es war das historische Verdienst von Gerd Bacher, 1967 die Strukturprogramme bei uns einzuführen. Für Österreich war es etwas völlig Neues, Sender nach Interessenslagen auszurichten: Öl damals als Kultursender, Ö2 als regionaler Sender und Ö3 — völlig neu —
als Popsender. Zu dem Zeitpunkt als ich angefangen habe gab es das noch nicht, was es gab waren zwei völlig unstrukturierte, merkwürdige Mischsender.