Einleitung: Im Mittelpunkt meines Beitrags stehen Bemerkungen zu grundsätzlichen methodischen und konzeptionellen Fragen. Ich werde jedoch überall dort nicht auf Einzelheiten verzichten können, wo diese zur Klärung der Uberlieferungssituation, des Forschungsstands, der Quelleninterpretation und der Bearbeitungsdesiderata beitragen. Es sollen die Perspektiven und Aspekte hervortreten, die berücksichtigt werden müssen, wenn es um die wissenschaftsgeschichtliche Aufarbeitung des Faches Zeitungs- und Publizistikwissenschaft geht. In dieser steht die nationalsozialistische Zeit im Mittelpunkt. Auf diese richtet sich das Hauptinteresse der nicht erst heute kritisch Zurückblickenden ebenso, wie auf das Verhalten der Amtsinhaber und Publizisten während der zwölf Jahre. Die Fragestellung ist verständlich, denn offensichtlich war bislang keine Epoche der deutschen Geschichte folgenreicher als die NS-Zeit. Weniger verständlich sind jedoch Pauschalvorwürfe gegen die seiner Zeit Tätigen, der Verzicht auf ein intensives Quellen- und Literaturstudium oder eigene Forschungen sowie der anklägerische Ton und die moralisierende Grundhaltung vieler dieser Attacken. Die Anschuldigungen werden nicht selten noch durch unterstellte oder explizit vorgebrachte Vorwürfe ergänzt, die in eine Verschwörungsthese münden. Der Höhepunkt wird erreicht, wenn suggeriert wird, der Betreffende habe nach 1945 im gleichen Geist fortwährend gewirkt und mit dazu beigetragen, die nachfolgende Wissenschaftler-Generation von der kritischen Erforschung der Fachgeschichte fernzuhalten. …