Einleitung: Als sich der Zweite Weltkrieg seinem Ende nähert, die Kämpfe aber örtlich noch andauern, erscheint in Wien die Zeitung Neues Österreich. An dem Blatt, das am 23. April 1943 erstmals herausgebracht wird, arbeiten Redakteure aus den „drei demokratischen Parteien“ SPÖ, ÖVP und KPÖ. Die Idee zu einer solchen überparteilichen Zeitung entstand laut Edmund Weber, dem ehemaligen Leiter der ständestaatlichen Amtlichen Nachrichtenstelle, im Konzentrationslager – die Idee einer „Zeitung von morgen, von der Zeitung des neuen Österreich“: „Wir haben uns damals das Wort gegeben, über alle Parteiunterschiede hinweg Österreich voranzustellen“ (Weher, 1945). Die überparteiliche Harmonie hält jedoch nur wenige Monate. Am 27. Juni 1945 gründen die drei provisorischen Regierungsparteien SPÖ, ÖVP und KPÖ ein gemeinsames Presse-Komitee, um bei den Besatzungsmächten die Wiederzulassung der Parteizeitungen zu erwirken (s. Wenger, 1993, S. 31). Nachdem die Besatzer die dafür nötigen Papierkontingente im Verhältnis 1:1:1 für die SPÖ, die ÖVP und die KPÖ sowie entsprechende Druckereikapazitäten freigeben (Liwanec, 1966, S. 53.), verkündet die Regierung am 5. August 1945 per Plakat, daß ab sofort zur „weiteren Entfaltung der Demokratie in unserem vom Nazismus befreiten Lande“ (zit. n. Dohne, 1947, S. 98) wieder Parteizeitungen erscheinen werden. Die SPÖ gründet in Wien die Arbeiter-Zeitung; deren Chefredakteur wird Oscar Pollak, der als einer der ersten aus der Emigration aus Großbritannien zurückkehrt. …