Robert Rosner: Der „Vorwärts“-Verlag in der Zeit des Austrofaschismus

Einleitung: Nach dem 12. Februar 1934 beschloß die österreichische Bundesregierung – nach Auflösung der Sozialdemokratischen Partei und aller ihrer angeschlossenen Organisationen den enteigneten „Vorwärts“-Verlag unter einer neuen Verwaltung „als zentralen Presseapparat für die österreichische Arbeiterschaft“ zu führen. Die meisten Publikationen des Verlages – mit Ausnahme der Arbeiterzeitung – erschienen nach einer ganz kurzen Unterbrechung wieder, wobei in Aufmachung und Gestaltung versucht wurde, die Publikationen als Fortsetzung der vor dem 12. Februar erschienenen Zeitungen und Wochenblätter zu präsentieren.

Bundeskanzler Engelbert Dollfuß beabsichtigte offensichtlich, auf diese Weise mit der Arbeiterschaft, die die Sozialdemokratische Partei als ihre Vertreterin betrachtet hatte, in Kontakt zu treten. Da sich Dollfuß darüber im Klaren war, daß es schwer möglich sein würde, die Arbeiterschaft auf seine Seite zu ziehen, sollten die Arbeiter „neutralisiert“ werden. Diese Politik wurde allerdings nicht von allen Gruppierungen, die an der Macht beteiligt waren, mitgetragen; obwohl Vizekanzler Fey die Weiterführung des „Vörwärts“-Verlages ausdrücklich unterstützte (Kleines Volksblatt, 22.2.1934.), wurden auf Seiten der Heimwehr Stimmen laut, die sich gegen die Neupositionierung des „Vorwärts“ aussprachen, und auch die Christliche Arbeiterbewegung gab einer Schließung des Verlages den Vorzug. …