Peer Heinelt: PR als Dienst an der „Volksgemeinschaft“ Biographische Untersuchungen zur Geschichte einer Kommunikationsdisziplin

Einleitung:

Public Relations in Deutschland

„Genaugenommen ist Castor nur ein anderes Wort für Vertrauen“ (Stern, 15/98), läßt uns die Atomindustrie in großformatigen Anzeigen wissen. Wie das zu verstehen ist, erklärt der „Informationskreis Kernenergie“ mit Sitz in Bonn anschließend kurz und prägnant: „Streit gehört zur Demokratie. Auch und gerade, wenn es um die Kernenergie geht. Doch zum Glück gibt es einige Dinge, auf die wir auch in Zukunft vertrauen können. Zum Beispiel das Recht, friedlich zu demonstrieren. Oder deutlich seine Meinung zu sagen. Und nicht zuletzt die Sicherheit der Castor-Behälter.“ (ebd.)

Hier liegt keine klassische Werbung vor; niemand wird aufgefordert, ein bestimmtes Produkt zu kaufen oder eine bestimmte Dienstleistung in Anspruch zu nehmen – im Gegenteil: Es wird für ein immaterielles Gut bzw. einen psychischen Zustand geworben; das Vertrauen in etwas oder zu jemandem, wobei es sich in diesem Fall um das Vertrauen der bundesrepublikanischen Öffentlichkeit in die Leistungen der Atomindustrie (Castor) und ihr Vertrauen auf die Sicherung der Grundrechte durch den bürgerlich-demokratischen Staat handelt. …