Einleitung: Die Geschichte der Kommunikationswissenschaft ist noch nicht geschrieben. Die Erforschung der historischen Genese einzelner Universitätsinstitute könnte Bausteine für dieses Gesamtvorhaben liefern. Aber auch auf dieser Ebene belegt die geringe Zahl der vorliegenden Studien ein lange anhaltendes Desinteresse. Dabei könnte eine intensive Auseinandersetzung mit der Fachgeschichte wertvolle Hinweise auf die aktuelle Situation einer Disziplin und deren Evaluation liefern, wie Arnulf Kutsch darlegt:
„Wissenschaften sind aus ihrer Geschichte zu verstehen: ihre Identität wird zu einem nicht geringen Teil von ihrer Geschichte bestimmt. Was ihre Vorgänger gedacht, erforscht und behauptet haben, was nicht erkannt oder unbeobachtet blieb, damit setzen sich die heutigen Fachvertreter in irgendeiner Form auseinander, sie monieren es, verwerfen es, zuweilen greifen sie darauf aber wieder zurück. Fachgeschichte sollte nicht billiges Historisieren aus Anlaß eines sich mehr oder weniger willkürlich anbietenden Jubiläums, kein vordergründiges Bemühen um einen fragwürdigen Ancietäts- und damit nicht selten Legitimationsnachweis sein, sondern Reflektion der eigenen Vergangenheit, kritische Überprüfung der Entwicklung der eigenen Disziplin unter sich wandelnden internen und externen Bedingungen des wissenschaftlichen Lernens, Lehrens und Forschern, ein Mittel zur Befragung des status quo.“ (Arnulf Kutsch: Vorwort. In: Ders. (Hg.): Zeitungswissenschaftler im Dritten Reich. Sieben biographische Studien. Köln 1984, VII – XI, hier: VII.)…