Elisabeth Klaus: Eine kurze und subjektive Geschichte der Institutionalisierung von Frauenforschung

Einleitung:

„Was stattdessen notwendig wäre, ist die, auch selbst-kritische, Befragung von Erfahrungen in der skizzierten Dialektik von Ausschluß, Separierung und Integration.“
Sigrid Weigel

I. Befremdung

Schauplatz: Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft (DGPuK) 1991 in Bamberg. Ich war befremdet. Sicher, ich war eine „Neue“. Das war meine erste Jahrestagung und ich war gerade erst ein paar Tage Mitglied der DGPuK. Aber das war es nicht allein. Ich fühlte mich als Fremde auf dieser Tagung, weil die geringe Präsenz von Frauen als Vortragende und Diskutantinnen und weil die fehlende Thematisierung des Geschlechts als wichtiger sozialer Kategorie mir relativ geringe Identifikationsmöglichkeilen ließen. Daß meine Wahrnehmung keine abwegige Konstruktion war, ließ sich an der Tagungsstatistik ablesen. Im gesamten Tagungsprogramm waren ganze sechs Frauen namentlich erwähnt. „Theorien öffentlicher Kommunikation“ hieß das Thema, zu dem Frauen anscheinend öffentlich so wenig zu sagen hatten, wenn sie auch immerhin ein gutes Drittel der Zuhörerinnen ausmachten. Es fehlten einfach profilierte Frauen, erklärte ein wirklich wohlmeinender Vorstand. Nun hängt profiliert sein mit dem Mut und der Gelegenheit zur Profilierung zusammen. Profilierung hängt wesentlich davon ab, daß Menschen sich dazugehörig fühlen lind fühlen können. Die interne Struktur der DGPuK, so wie ich sie in den Konferenztagen 1991 erlebt habe, bietet den Frauen und insbesondere den Frauen, die in der Frauen Forschung tätig sind, dazu wenig Möglichkeiten an. Das Referenzsystem ist männlich geprägt. Ich hörte damals viel von Kollegen, Autoren, von Konstruklivisten und Realisten. Die Exemplare dieser Gattungen, die in Bamberg präsentiert wurden, waren allesamt Männer. Ich war befremdet worden. …