Nicole Kinsky: Auf dem Weg zu einer feministischen Kommunikationsgeschichte Feministische Forschung spürt die Frauen in der Historie auf

Einleitung: Frauen kommen in der Medien- und Kommunikationsgeschichte bis jetzt nur am Rande vor. Dazu genügt ein Blick in diverse Bibliographien. Themen, die sich mit Frauen beschäftigen, sind deutlich unterrepräsentiert (vgl. etwa Bobrowsky 1986). Noch spärlicher füllt nur noch die Suche nach der Literatur aus, wie denn so eine Forschung zu Frauen in der Medien- und Kommunikalionsgeschichte aussehen könnte.

Obwohl Wolfgang Duchkowitsch bereits 1985 einfordert, Frauen stärker als bisher zum Mittelpunkt geschichtlich angelegter Arbeiten zu machen, ist bis heute nicht viel geschehen. Die Medien- und Kommunikationsgeschichte steht beim Thema Frauen erst ganz am Anfang. Und es gibt Wortmeldungen, die davon ausgehen, daß dies noch eine ganze Weile so bleiben wird. So glaubt Romy Fröhlich, „daß die bisherige Vernachlässigung des Themas Frauen und Medien durch die Kommunikationswissenschaft historisch angelegte Forschung fast unmöglich macht zumindest zur Zeit noch“ (1992).

Die Lage ist zwar schwierig, aber keineswegs aussichtslos. In der deutschsprachigen Publizistik- und Kommunikationswissenschall hat sich in den vergangenen Jahren langsam ein Umdenken bemerkbar gemacht. Es wird auch nicht nur verstärkt zu Frauen geforscht, sondern es wird auch das „Wie“ einer solchen Forschung thematisiert. So erschien beispielsweise 1992 unter Herausgeberin Romy Fröhlich der Sammelband Der andere Blick. Aktuelles zur Massenkommunikation ans weiblicher Sicht (ebd.). Das Medien-Jonrnal widmete im selben Jahr ein Heft ausschließlich dem Thema Frauen in der Publizistik- und Konimunikationswissenschaft (1992). Und Ende 1994 kam der erste Sammelreader Gender und Medien heraus, der neunte und vorerst letzte Band innerhalb der Wiener Reihe Studienbücher zur Publizistik- und Konimunikalionswissenschaft (Angerer & Dorer 1994).

Zweifellos geben die Publikationen auch für historisch angelegte Forschung Anregung. Kein einziger Beitrag in diesen Publikationen beschäftigt sieh jedoch konkret mit den Frauen in der Medien- und Kommunikationsgeschichte. Und es findet sich auch kein Artikel, der sieh mit den theoretischen Rahmenbedingungen derartiger historischer Forschung auseinandersetzt.

Wer heute zu den Frauen in der Medien- und Kommunikationsgeschichte forschen will, muß deshalb über die Grenzen des eigenen Fachbereiches und auch der Publizistik- und Konimunikationswissenschaft hinausschauen. Interdisziplinarilät ist einmal mehr gefragt.

Hier bietet sich als benachbarte Disziplin zuallererst die Geschichtswissenschaft an. Denn während sich die deutschsprachige Publizistik- und Konimunika- tionswissenschaft erst in den 90er Jahren allmählich des Themas Frauen angenommen hat, kann die deutschsprachige Geschichtswissenschaft diesbezüglich schon auf eine langjährige Tradition zurückblicken. Forschung zu Frauen wird hier heute nach unterschiedlichen Ansätzen, Theorien und Methoden betrieben. Allen Bemühungen ist jedoch gemeinsam, daß sie Frauen stärker als bisher in den Mittelpunkt wissenschaftlicher Forschung stellen wollen. …