Einleitung
Fernsehen in Österreich
Das Jahr 1995 ist das Jahr, in dem das Fernsehen in Österreich sein 40-jähriges Jubiläum begeht, 40 Jahre, im Laufe derer es sich vom bescheidenen Versuchsprogramm zum dominierenden unter den österreichischen Massenmedien entwickelte. Der Weg dahin war ein weiter, seine Wandlungen zahlreich. Heule, am Vorabend des Information-Highway, steht neuerlich eine bedeutende Mutationsstufe bevor, die das österreichische Fernsehen zum zentralen Multimedium einer modernen Mediengesellschaft reüssieren wird lassen; eine folgenreiche Entwicklung, inmitten derer wir uns befinden und die darum auch Anlaß gibt, diesem massenmedialen Phänomen eine entsprechende wissenschaftliche Reflexion zu widmen.
Die Pilotstudie „Ottakring“
Das Institut für Publizistik- und Kommunikations- Wissenschaft der Universität Wien hat sich bereits seit geraumer Zeit die Geschichte des österreichischen Fernsehens zum Forschungsschwerpunkt gemacht, im Zuge dessen bereits eine Pilotstudie über die Einführung des Fernsehens in einem Wiener Gemeindebezirk durchgeführt wird. Finanziert wird dieses Pilotprojekt von der Hochschuljubiläumsstiftung der Stadt Wien sowie vom Kulturamt der Stadt Wien, geleitet wird es von o. Univ. Prof. Dr. Wolfgang R. Langenbucher, die Administration obliegt Wolfgang Langer und Mag. Wolfgang Pensold.
Die Studie zielt in erster Linie auf den Bereich der Fernsehrezeption ab. Es geht weniger um kommunikatororientierte, institutionsgeschichtliche Rekonstruktionsarbeit, als vielmehr darum, die gravierenden sozialen Auswirkungen, die die Einführung des Fernsehens in den 50er Jahren gezeitigt hat, beschreibbar zu machen. Was hat die Fernseheinführung für das Publikum – die Rezipienten, oder auch Konsumenten – bedeutet und was hat sich dadurch in ihrem Alltag verändert? Sehr viel, möchte man meinen, blickt man aus heutiger Sicht zurück. Die einzelnen Impulse dafür in der Erinnerung von Zeitzeugen zu lokalisieren wird freilich dadurch erschwert, daß Medien trotz ihrer Omnipräsenz meist nur Erinnerungsspuren anekdotischen Charakters hinterlassen. Das verwendete methodische Instrumentarium ist daher von qualitativer Natur. Mittels sogenannter Leitfadengespräche wird versucht, hinter die Anekdoten zu kommen, d.h. im Zuge aktiver Erinnerungsarbeit strukturelle Beziehungen zwischen dem Medium und dem Alltag der Rezipienten transparent zu machen. So geht es beispielsweise darum, den Stellenwert des damals neuen Mediums als Informationsinstanz, als Unterhaltungsangebot, oder auch als Statussymbol zu lokalisieren. ….