Einleitung: Seit einigen Jahren bereits lebt er in Deutschland, der russische Schauspieler Pjotr Ole. Er kam hierher aus Angst vordem Antisemitismus in seinem Land. Als Lebenscredo formulierte er in einer ARD-Fernsehsendung den Satz: „Alle Menschen müssen verstehen, daß sie Gäste auf der Welt sind.“ (In der ARD-Serie „Zeichen derZeit“ wurde der Film „Heimkehr in das Land der Mörder“ von Raimund Kusserow am 16. Mai 1992 ausgestrahlt).
Der Publizist Fritz Teppich, als Jude von den Faschisten mit seiner Familie aus Deutschland vertrieben, kehrte 1946 hoffnungsvoll in sein Heimatland zurück. Heute sagt er resignierend: „Damals hieß es, Juden raus, heute heißt es, Türken raus und Ausländer raus!“ (ebd.).
Nur Wochen später spricht ein Journalist in einer Reportage von „Spiegel-TV“ (RTL plus) von einem „Volksfest der Gewalt“ und meint damit die Ereignisse rund um das Asylwerberheim in Rostock, und ein junger Mann sagt – unter dem Beifall der Umstehenden – „Asylanten sind Dreckschweine…!“, und ein anderer Mann versucht durch den Beifall zu dringen mit dem Satz: „Es sind aber auch Menschen…!“ – und erntet dafür Pfiffe (Am 31. August 1992 sendete „Spiegel-TV“ bei RTL plus den Report „Fine Woche der Gewalt“ aus Rostock).
Das sind Äußerungen von Menschen auf deutschen Bildschirmen des Jahres 1992. Ein Jahr, in dem sich die Stimmung gegen Ausländer und Asylsuchende in Deutschland so anheizte, daß es knapp ein Jahr nach Hoyerswerda zu einer neuen Welle der Gewalt kam, die durch das ganze Land ging.
Wenn den Massenmedien allgemein eine herausragende Rolle bei der Konstituierung der öffentlichen Meinung zukommt, so trifft dies für die Funkmedien in besonders hohem Maße zu. Bekanntlich nimmt das Fernsehen bei Rezipientenbefragungen, im Vergleich zu andern Massenmedien, sowohl als tägliche Informationsquelle über aktuelle gesellschaftliche Vorgänge, als auch als „Unterhaltungsinstrument“ stets den ersten Platz ein. …