Einleitung: Aus zeit-historischer Sicht stellen sich Zustand und Entwicklungsmöglichkeiten der Kommunikationsgeschichte folgendermaßen dar:
Zunächst ist davon auszugehen, daß die Kommunikationsgeschichte in Österreich und Deutschland, wie sie sich etwa um medien & zeit entwickelt hat, im wesentlichen als historische Selbstvergewisserung und diachrone Ausdehnung von Betrachtungshorizont und Arbeitsfeldern der Kommunikationswissenschaft gelten kann. Als solche ist sie eingebunden in die Rhythmen und Konjunkturen des disziplinären Entwicklungsstranges Zeitungswissenschaft-Publizistik-Kommunikationswissenschaft. Daraus ergeben sich auch ihre fachintemcn zeitgeschichtlichen Erblasten. In einem doppelten Bruch versucht sie, seit ein bis zwei Jahrezehnten, sich von ihrer NS-geprägtcn, deskriptiv-historischen (und untergründig über 1945 weiterlebenden) Gründungstradition einerseits und ihrer exileuropäischamerikanischen, sozialwissenschaftlichen Nachholphase andererseits zu befreien. Diese Tendenz zur Historierung (siehe Koszyk, 1989; Gottschliche, 1987), die neben anderen aktuellen Veränderungen (Bobrowsky, Duchkowitsch & Haas, 1987) ein für den Betrachter von außen augenfälliges Merkmal dieser relativ jungen akademischen Disziplin ist, entsprechen wohl der gesellschaftlichen Notwendigkeit zur Legitimierung eines in wirtschaftlicher beziehungsweise politischer Hinsicht zu einem leading sector gewordenen Bereichs modernen Demokratien und der heuten „Informationsgesellschaft“. Sie dient aber auch einer institutionellen Absicherung des innerhalb des Systems der Humanwissenschaften (vor allem gegenüber Soziologie, Geschichte und Politikwissenschaft) erlangten Terrains. In einer gewissen Weise wiederholen sich darin der Entwicklungsgang der Geschichtswissenschaft und Soziologie in Deutschland und Österreich, die in diesen beiden Disziplinen etwa ein bis zwei Jahrzehnte früher angelaufen sind. …