Eva Kößbacher: Männliche Dominanz Beiträge von Frauen und Männern in rechtsextremen Zeitschriften Österreichs am Beispiel von "Eckartboten", "Mitteilungen des Freundeskreises der Stiftung Soziales Friedenswerk" und "Aula" (1959 – 1989)

Einleitung:

„Denn die Frauen von heute sind zwiespältige Wesen. Sie entwerfen von sich selbst, wie die Umfragen ergeben, ein verzerrtes Bild. Sie geben sich männlich in ihren Ansichten und oft auch in ihrem Verhalten. Gleichzeitig aber sind sie die Frauen geblieben, die sie seit Evas Zeiten waren.“
(Jan ten Busch: Die unverstandenen Frauen. In: Eckartbote, Mai 1969, S.l.)

Die Rolle der Frau im Rechtsextremismus wurde in der Forschung bisher sehr wenig bearbeitet. In Österreich hat lediglich Brigitte Bailer-Galanda zu diesem Tliema eine Arbeit veröffentlicht. Aus der BRD liegen zwar mehrere Untesuchungen vor, definitive Aussagen über das geringe Engagement von Frauen und Mädchen innerhalb rechtsextremer Gruppierungen stehen aber nach wie vor aus. Ein Grund ist sicherlich die der Frau seitens der rechtsextremen Ideologie zugeschriebene soziale Funktion: „Wenn Frauen sich nicht aus freien Stücken für die Hausfrauen- und Mutterrolle entscheiden, sondern sich aufgrund unrealisierbarer Berufswünsche zur Übernahme dieser Aufgabe gezwungen sehen, werden sie in ihre traditionelle Rolle gedrängt.“

Daß Männer meinen, Frauen sollten auf die Berufstätigkeit verzichten, wenn Kinder unter zehn Jahren im Haushalt leben, darf aber nicht bloß als ein isoliertes Phänomen rechtsextremer Gesinnung betrachtet werden. ,,Man braucht (…) nicht bis ins rechtsextreme Spektrum zu gehen, um zu sehen, daß hier divergierende Ansprüche aufeinandertreffen.“

Birgit Meyer verweist zudem auf einen weiteren Aspekt gängiger Forschung: „Bei den Umfragen zum Rechtsextremismus unter Jugendlichen wird fast immer geschlechtsspezifisch vorgegangen, d.h. es werden überwiegend bis ausschließlich Jungen bzw. männerdominierte Gruppen befragt, um dann die Ergebnisse als die von allen Jugendlichen auszugeben.“ Wichtig ist – so Meyer weiter – geschlechtsspezifisch zu differenzieren, da sonst „der Anteil tatsächlich rechtsextremistisch orientierter Mädchen und deren spezifische Denk- und Aktionsmuster aus dem Blick geraten.“

Es ist aus mehreren Gründen sinnvoll, den Frauenanteil zu hinterfragen. Zum einen muß die Unattraktivität von rechtem Gedankengut und rechtsextremen Aktionen für Mädchen und Frauen keineswegs für alle Zeit bestehen bleiben. Weiters muß berücksichtigt werden, daß besonders Mädchen oft innere Konflikte erleben. Ihre noch nicht aufgebaute Identität erschwert Entscheidungen in Risikosituationen. In dieser Lebenssituation können simple Lösungsmodelle nach rechtsextremem Strickmuster geschickt und politisch folgenreich einhaken. …