Wolfgang Duchkowitsch: Judenhetze als journalistischer Industriezweig Brunner und Wiesinger – zwei prominente Theologen des 19. Jahrhunderts als Proponenten publizistischer Deformation

Einleitung:

„So waren die Juden, so werden sie sein.
Und selbst das Taufwasser macht sie nicht rein;
Und weil der Jude bleibt ewig ein Jude,
So ist dies der wahre ewige Jude.“
Kosmas
(Der Wiener Zuschauer, 1848, Nr. 140 S. 1227)

Wassertriebe der Gegenrevolution

Während der Wiener Revolution von 1848 halte sich das reaktionär-klerikale Lager allein schon durch die ungewohnte Präsenz von Journalisten jüdischer Herkunft ständig „provoziert“ gefühlt, erst recht durch deren Verbindung und Vermittlung emanzipatorischer, fortschrittlicher oder demokratischer Ideen. Solange die Allianz zwischen Studenten, Arbeitern und Bürgern hielt, die kraft der „Märzrevolution“ stark war, mußte es sich aber notgedrungen in der Öffentlichkeit zurückhalten. Lange währte dieses Schweigen freilich nicht. Nachdem nämlich das Bürgertum nach Erreichung seiner Hauptziele aus dem Revolutionsbündnis mit der Studenten- und Arbeiterschaft ausgeschert war, gewann das reaktionärklerikale Lager langsam, aber zielstrebig, seinen „alten“, besitzgewohnten Boden wieder. Im Sommer 1848 nahm seine Formierung gegen Prinzipien der Märzrevolution noch schärfere Konturen an, dies nicht zuletzt deshalb, weil es mehrere antisemitische Spitzen entwickelte.

Ein Teil dieser publizistisch vorgetragenen Angriffe richtete sich gegen exponierte jüdische Journalisten. So wurde Mathias Emanuel Löbenstein, Herausgeber des Unparteiischen, als „Robespierre“ und „Generalissimus der radikal-demokratisch-mosaischen Schreckensmänner“ diffamiert, August Silberstein mit seinem kurzlebigen, satirischen Blatt Der Satan und Simon Deutsch, Mitarbeiter beim Radikalen, hingegen als „Danton und Marat der Wiener Revolution“. Diese und ähnliche Beinamen für jüdische Journalisten hatte Sebastian Brunner, Doktor der Philosophie und Theologie, eingefleischter Vertreter einer ecclesia militans, in seiner Broschüre „Die jüdischen Feder-Helden oder: Das politisch-literarische Schabesgärtle in Wien“ kreiert.
Deutlich aggressiverem Antisemitismus sah sich der weltliche Johann Sebastian Ebersberg mit seiner Zeitung Der Wiener Zuschauer verpflichtet. Er konfrontierte seine Leserschaft bereits mit rassisch motiviertem Antisemitismus: „Nicht der Glaube des Juden ist es, welchen wir bekämpfen, aber der Charakter des Juden. Und unsere Revolution hat die Gefährlichkeit, die Unlauterkeit, die Perfidie, die bodenlose Frechheit desselben in ein fürchterliches Licht gerückt“…