Theodor Venus: Rudolf Henz Versuch über einen katholischen Medienpolitiker

Einleitung
Ein streitbarer katholischer Dichter feiert am 10. Mai seinen 89. Geburtstag. Schon heute ist Rudolf Henz ein Denkmal: als Rundfunkmann und als Kulturpolitiker, der fast drei Jahrzehnte österreichischer Rundfunkgeschichte und Kulturpolitik miterlebt und, unterbrochen nur durch die Jahre des „Dritten Reichs“, auch mitgeprägt hat. Auch heute noch meldet er sich mitunter kulturkritisch und selbstverteidigend zu Wort auch um nicht zu Lebzeiten schon zu den „Vergessenen“ gezählt zu werden, sich durchaus der Umstrittenheit jener Tradition bewußt, der er sich zuzählt: „Als katholischer Dichter hat man heute nichts zu erwarten. Für die Intellektuellen ist man irgendwie verdächtig, die kirchenfrommen Leser wollen Kalendersprüche. Und die Verleger wollen in einen Alten nichts investieren, auch wenn er einmal Erfolge gebracht hat.“

Seit eine angesehene Wiener Tageszeitung vor einigen Jahren einen „Rudolf-Henz-Ehrenring“ für besondere Leistungen auf dem Gebiet des Hörfunks aussetzte, der alljährlich zur Verleihung kommt, muß Henz nicht mehr um das Vergessenwerden besorgt sein. Auch rundfunkhistorische Darstellungen und literaturgeschichtliche Analysen haben den beiden wichtigsten Tätigkeitsbereichen des Dichters zuletzt zunehmend Aufmerksamkeit geschenkt. Bei der Analyse und Deutung seines Wirkens stößt man indes immer wieder auf die Aussagen des Dichters selbst, der schon kurz nach seinem „Ausscheiden aus der aktiven Politik“ daranging, Vergangenheitsdarstellung und „-bewältigung“ aus seiner Perspektive und mit den Mitteln eines Dichters, also stilisiert und verfremdet, zu betreiben. Ein erst jüngst im Rahmen einer Werksneuausgabe neu erschienener Roman zum dunkelsten Kapitel jüngster österreichischer Zeitgeschichte zeigt dies einmal mehr. So ausgeprägt, leidenschaftlich und parteilich wie Henz selbst Spuren legt und Akzente setzt, erscheint es keineswegs einfach, Korrekturen anzubringen, zu ergänzen, wo der Betroffene schweigt und dabei nicht zu verzeichnen. Auch dieser Beitrag stellt daher nur einen weiteren Versuch einer biografisch-werkanalytischen Skizze vor allem des Medienpolitikers Rudolf Henz dar. …