Dietmar Türk: Zukunftsperspektiven für die historische Kommunikationsforschung

Einleitung:

„Die Publizistikwissenschaft untersucht nicht nur formalisierte, massenmediale Kommunikationskanäle, sondern gleicherweise auch informellen Kommunikationsaustausch, also kommunikative Interaktionen von Mensch zu Mensch“ (Dröge, Weissenborn & Haft, 1969).

Seltsam, daß diese Maxime trotz ihres Alters noch keine Verbindlichkeit für die historische Kommunikationsforschung zu haben scheint. Lange Zeit hindurch wurden Erkenntnisse aus dem Nachbarfach nur zögernd oder überhaupt nicht in die eigenen Forschungskonzepte übernommen (vgl. Bobrowsky & Langenbucher, 1987), es wurde und wird auch weiterhin so getan, als hätte cs den Paradigmen Wechsel von der me- dien- zur rezipientenorientierten Perspektive schlicht und einfach nie gegeben; nach wie vor liefern Inhaltsanalysen den besten Beweis für das unangefochtene Primat der Lasswell-Fonnel in einer Vielzahl historischer Untersuchungen, die unbestritten auch ihre Berechtigung haben – aber es ist doch auffällig, mit welcher Hartnäckigkeit auch noch in den 80er-Jahren an den rein formalen Aspekten historischer Kommunikationsprozesse festgehalten wurde. Die Historiker haben – um es salopp zu formulieren – akuten Handlungsbedarf, um den Anschluß an die angewandte Disziplin nicht vollends zu verschlafen. …