Einleitung: Dieser Beitrag beschäftigt sich mit den institutionellen Ursprüngen der Zeitungswissenschaft in Deutschland. Dabei werden die Ergebnisse einer größer angelegten Studie über die Vorgängerdisziplin der Kommunikationswissenschaft zusammenfassend vorgestellt (Lacasa, 2007). Im Mittelpunkt steht eine Analyse der Schriften von Karl d’Ester, Emil Dovifat und Erich Everth. Diese drei Personen gehören zu den ersten, die es auf eine feste institutionelle Position im Fach geschafft haben.
Was ist ein Kommunikationsprozess? Wie greifen zwischenmenschliche und öffentliche Kommunikation ineinander? Welche Faktoren in Presse oder Werbung wirken beeinflussend auf ihr jeweiliges Publikum? Von diesen und ähnliche Fragen wurde die Erforschung der Zeitung und der Werbung am Anfang des 20. Jahrhunderts in Deutschland angetrieben. Averbeck und Kutsch betonen, dass es sich bei der Beschäftigung mit diesen Begriffen durch die frühen Kommunikationstheoretiker um einen graduellen Prozess gehandelt hat. Die ersten Zeitungstheorien waren noch von unterschiedlichen Formalobjekten oder kognitiven Perspektiven geprägt. Allmählich erfolgte aber eine Angleichung dieser Formalobjekte: Die Frage nach der „publizistischen Wirkung“ drängte sich vor allem aufgrund der Erfahrungen in den Vordergrund, die während des Ersten Weltkriegs mit Propaganda gemacht wurden (Vgl. Averbeck & Kutsch, 2005; d’Ester, 1928, S. 131; Dofivat, 1929, S. 80; Everth, 1927). …