Manfred Bobrowsky: Wege zur Kommunikationsgeschichte Internationales Symposium, Palais Auersperg, Wien, 8. – 10. Mai 1986

Einleitung
Einmal mehr war Wien im Mai dieses Jahres Schauplatz eines internationalen Symposiums. Mit dem Titel „Wege zur Kommunikationsgeschichte“ signalisierte dieser Kongreß nicht nur das Bedürfnis vieler Wissenschaftler nach der gemeinsamen Diskussion eines „alten“ Anliegens, sondern vielmehr den Aufbruch nach neuen Wegen einer Wissenschaftsdisziplin.

Nach rund einjähriger Vorbereitungszeit war es der Deutschen und österreichischen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft gelungen, rund 250 Wissenschaftler aus der Bundesrepublik Deutschland, der Schweiz, Polen, Jugoslawien, Italien, Ungarn, Frankreich, Holland, Schweden, der Deutschen Demokratischen Republik und Österreich nach Wien einzuladen.

Wien als Anziehungspunkt und die Atmosphäre des Palais Auersperg als Veranstaltungsort haben dem Symposium den würdigen Rahmen verliehen, den dieses Thema verdient. Die Verdrängung der alten „Zeitungswissenschaft“ durch die empirische Kommunikationsforschung in den sechziger Jahren führte nun zu einer Renaissance mit neuen Titeln: Medien- und Kommunikationsgeschichte. Wolfgang R. Langenbucher sieht diesen Entwicklungsprozeß als Ausdehnung der traditionellen Pressegeschichtsforschung über das Trittbrett der Mediengeschichte schließlich zu einer umfassenden Kommunikationsgeschichte. „In den Geschichtswissenschaften haben die Beschäftigung mit neuen Wirklichkeitsbereichen, die Anwendung ungewohnter Perspektiven, die Erschließung unüblicher Quellen und die entspannte Rezeption theoretischer Ansätze zu einem“ Neubeginn geführt, in der Kommunikationswissenschaft dürfen diese Innovationen jedenfalls nicht fehlen.

Neun Plenumsvorschläge am ersten und zweiten Tag des Symposiums versuchten eine Sondierung des Forschungsgebietes Kommunikationsgeschichte durchzuführen.

Hans Bausch, Elisabeth Noelle-Neumann, Maximilian Gottschlich, Jürgen Wilke, Siegfried Quandt, Gerhard Jagschitz, Marianne Lunzer, Roland Burkart und Michael Schmolke boten in ihren Vorträgen aus verschiedener Sichtweise, was Kommunikationsgeschichte heute leisten kann, und welche neuen Wege sie einschlagen muß.

Am Nachmittag des zweiten Tages teilten sich die Teilnehmer in sieben von Moderatoren geleiteten Arbeitsgruppen, in denen 56 aktive Teilnehmer zu folgenden Themenfeldern Vorträge hielten:

  • Methodenprobleme einer Kommunikationsgeschichtsschreibung
    (Wolfgang Duchkowitsch)
  • Geschichte der Kommunikationswissenschaft (Otto B. Roegele)
  • Historische Technikfolgenabschätzung am Beispiel der (Früh-)Geschichte der Tagespresse (Helmut W. Lang)
  • Historische Publikumsforschung (Manfred Bobrowsky)
  • Neue Wege der Rundfunkgeschichte: Programmgeschichte (Horst O. Halefeldt)
  • Medien- und Kommunikationskultur (Hans-Heinz Fabris)
  • Geschichte der Kommunikationsberufe und -Institutionen (Walter Hömberg)