Einleitung: „Es ist bekannt, daß der wilde Westen durch die unzähligen amerikanischen Western-Filme zum Mythos geworden ist; wie lange wird es dauern, bis auch die jüngste deutsche Vergangenheit aus dem Bereich der Erfahrung und Erinnerung endgültig ins Reich der Bilder hinübergleitet und zu einem Kino-Mythos wird?“ (Anton Kaes: Deutschlandbilder: die Wiederkehr der Geschichte als Film. München 1987, S. 209)
Seit der Erfindung des Buchdrucks hat sich die Art, Informationen zu gewinnen, ständig verändert. Das meiste, was man von der Welt und den Menschen weiß, erfährt man, ohne es direkt zu erfahren; diese „Sekundär“-Erfahrun- gen werden abstrakt durch Medien vermittelt, wodurch generell eine Abstrahierung von Bewußtseinsinhalten stattfindet. Somit bieten die Medien einen Input, der eine Realität schafft. Wie diese im Endeffekt aussieht, ist jedoch vom Rezipienten und dessen bisherigen Erfahrungen abhängig. Sie bieten praktisch eine Vorlage, die verarbeitet wird, was den Erfahrungsschatz bereichert und zur Bildung eines Realitätskonzeptes führt. Freilich generieren Medien Wirklichkeit auf eine andere Weise als direkte Erfahrung, bei der alle Sinne beteiligt sind. Sie sind bestimmt durch ihr Wesen, ihre Technologie – die Technik der Medien beeinflußt nun sowohl deren Inhalte als auch die Rezeption, wie der Philosoph Günther Anders dargelegt hat (s. Günther Anders: Die Welt als Phantom und Matrize. In: Ders.: Die Antiquiertheit des Menschen. Über die Seele im Zeitalter der zweiten industriellen)…