Die drei großen europäischen Nachrichtenagenturen des 19. Jahrhunderts (Havas, Reuters, Wolff’s Telegraphisches Bureau) gründeten ihren Erfolg auf einen effizienten Nachrichtenaustausch, der Ressourcen bündelte und Konkurrenz abhielt. 1859 und 1870 unterschrieben sie umfassende Kooperationsverträge, die die Nachrichtenverteilung auf viele Jahrzehnte hin prägten. Essentiell bei der Verteilung waren Übersetzungsprozesse, wobei die telegraphischen Depeschen in der Regel vorgegebenen Routen folgten und täglichen Übersetzungsroutinen unterworfen waren. Auf diese Weise kann mit der Etablierung der telegraphischen Depesche als journalistisches Format eine Standardisierung der Nachrichtenvermittlung festgestellt werden. Innerhalb dieses Netzwerkes lassen sich auch Unregelmäßigkeiten erkennen, die die Komplexität der Arbeitsprozesse unterstreichen und eine qualitative Analyse der Agenturübersetzung unabdingbar machen. Durch die täglichen Routinen und internationalen Normen entstand die Depesche als transkulturelles Objekt, das mit Leichtigkeit zwischen Ländern und Zeitungen zirkulierte und Teil eines transnationalen Nachrichtenproduktionsprozesses war.