Einleitung: Die Nachricht von seinem Tod kam nur wenige Tage nachdem er als “Journalist des Jahres 2006” ausgezeichnet worden war. Alfred Worm starb vor einem Jahr, am 5. Februar 2007, an einem Herzinfarkt. Er war einer der bekanntesten Journalisten des Landes und er verdankte diese Prominenz der spektakulären Aufdeckung des AKH-Skandals im Jahre 1980.
Dieser Scoop brachte ihm den Titel „Aufdecker der Nation“ ein, eine Nobilitierung, der er nicht nur ungeteilte Freude entgegen brachte. „Aufdecker der Nation“ stand als Synonym für den österreichischen Enthüllungsreporter, er wurde zur Symbolfigur eines rechercheintensiven und kontrollorientierten Journalismus. Alfred Worm veränderte das Land, seine politische Kultur und das öffentliche Bewusstsein für Korruption. Er war viel mehr als der „Journalist des Jahres 2006“, er war ein Jahrhundert-Journalist, weil er Mut zur journalistischen Kategorie erhoben hat. Seine Mittel waren Recherche und Rückgrat. Seine Produktivität und Präsenz verdeckten den Blick auf eine insgesamt karge investigative österreichische Landschaft. Alfred Worm repräsentierte einen Journalismus, den alle demokratiepolitisch für unverzichtbar halten, aber den man letztlich doch lieber anderen überlässt und manche bei aller Affirmation ein wenig verdächtig finden…
Dieser Beitrag ist kein Nachruf, sondern eine Erinnerung. Erinnert soll an einen großen Journalisten werden, aber auch an einen leidenschaftlichen Universitätslektor, an einen Wegbegleiter und Freund, der dem Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien über mehr als zwei Jahrzehnte eng verbunden war. Dieses Engagement für das Institut hält auch ein Eintrag in Wikipedia fest: Er war – heißt es dort – zu Beginn der 1990er Jahre „maßgeblich mit daran beteiligt, dass dieses Institut ein eigenes Gebäude in der Schopenhauerstraße erhielt“. Worm engagierte sich in der Lehre, vor den Studierenden suchte er nicht die Bewunderung und enthielt sich der bei den Stars der Branche gelegentlich durchbrechenden Freude an der als Hauptdarsteller absolvierten Anekdote. Er interessierte sich für das Fach und er verteidigte es auch gegenüber jenen Praktikern, denen kein Kulturredakteur mitgeteilt hatte, dass ihr Motto, wonach grau die Farbe der Theorie wäre, mephistophelischen Ursprungs ist.
Alfred Worm dagegen forderte und förderte seine Studierenden, er war ihnen ein geduldiger und bereitwilliger Interviewpartner für Seminar- und Diplomarbeiten.
Beim Wiederlesen dieser Interviews wird deutlich, wie ertragreich und erhellend die Sichten reflektierter Praktiker sein können. Worm hat zu der ihm zugeschriebenen öffentlichen Rolle, zu Veränderungen der beruflichen Kontexte, zu seiner Arbeitsweise und zu ethischen Fragen des Journalismus kritisch-durchdachte und für ihn typische, sachlich-unsentimentale Positionen entwickelt. Einige Passagen aus diesen Interviews sollen daher am Ende des Beitrages Alfred Worm und seine Ansichten zum Journalismus selbst zu Wort kommen lassen. Biographisches. …