Einleitung: Den Hintergrund dieses Artikels bildet die Annahme, daß Menschen von Massenmedien ebenso geprägt werden, wie diese Medien und die damit transportierten Inhalte wiederum selbst den jeweils vorherrschenden Weltbildern einer Gesellschaft entsprechend ausgerichtet sind. Dieses Wechselverhältnis eröffnet die Möglichkeit, spezifische in einem räumlich und zeitlich lokalisierbaren Feld festgeschriebene Problembereiche diskursanalytisch zu betrachten und einer kritischen Hinterfragung zu unterziehen.
Pierre Bourdieu meinte beispielsweise in zwei am College de France gehaltenen, nicht unumstrittenen Vorlesungen, die 1996 vom französischen Privatsender Paris Premiere ausgestrahlt wurden, daß besonders das Fernsehen für verschiedene Sphären der kulturellen Produktion eine große Gefahr bedeutet (vgl. Bourdieu, 1998, S. 9). Er bezieht sich bei seiner Kritik dabei primär auf den Nachrichtenbereich, der im Gefolge der ganzen Fernsehindustrie aus ökonomischen Zwängen heraus zu hohen Einschaltquoten verpflichtet ist. Das Problem, das seines Erachtens dabei zum Tragen kommt, ist, daß weite Teile der Bevölkerung Frankreichs das Fernsehen als einzige Informationsquelle benützen (vgl. ebd., S. 23). Andererseits ist das Auswahlprinzip bei den Journalisten zumeist die Suche nach dem Sensationellen und Spektakulären, nicht aber dem für die Rezipienten Wichtigen. „Das Fernsehen verlangt die Dramatisierung, und zwar im doppelten Sinn: Es setzt ein Ereignis in Bilder um, und es übertreibt seine Bedeutung, seinen Stellenwert, seinen dramatischen, tragischen Charakter“ (ebd., S. 25). Besondere Bedeutung bei der Benennung dieser Bilder bekommt dabei das Wort. „Und Benennungen können unheilvolle Verwirrung stiften: Islam, islamisch, islamistisch – ist der Schleier nun islamisch oder islamistisch? Und wenn es sich einfach um ein Tuch handelt, mehr nicht?“ (ebd.,S. 25f). Gerade solche Begriffe aber bringen etwas hervor, schaffen Phantasmen, Ängste, Phobien oder schlicht falsche Vorstellungen (vgl. ebd., S. 26). …