Gisela Säckl: Erich Kunsti – Wegbereiter „lebendiger“ Radioberichterstattung

Einleitung: Mit der Gründung der RAVAG, der österreichischen Radio-Verkehrs AG, im Jahre 1924 wurde eine neue Ara eingeläutet: die der elektronischen Medien. Durch die schnelle Übertragung eröffneten sich neue Wege der Berichterstattung, die ungeahnte Möglichkeiten boten und heutzutage nicht mehr wegzudenken sind. Die Beginne des Radios, sein Werdegang zu einem Medium, das zu Propagandazwecken missbraucht und doch oder gerade deswegen eine so rasante Entwicklung erfahren hatte, bergen eine Vielzahl von Errungenschaften nicht nur auf technischem, sondern vor allem hinsichtlich der Produktion von akustischen Berichten.

Eine der Persönlichkeiten, die von den Gründungstagen an und in weiterer Folge in den entwicklungstechnisch interessantesten Jahren der RAVAG aktiv zur Radioberichterstattung beitrugen, ist Erich (von) Kunsti. Am 2. November 1981 in Pola (Pula) als Sohn des Vizeadmirals Alois von Bonda-Kunsti geboren, absolvierte er das Gymnasium und die Marineakademie in Fiume und wurde aktiver Seeoffizier (Ehrenbuch des österreichischen Verdienstordens, Bd. 1/1936; S. 211.). Pola war zu dieser Zeit der größte k. und k.-Kriegsmarinehafen und das Marine-Technische-Comite der hiesigen Kriegsmarine leistete vor allem auf dem Gebiet der Entwicklung des Funkwesens Pionierarbeit. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurden über 50 Kriegsschiffe aller Bootsklassen mit Funkstationen beteilt und darüber hinaus wurden in den Jahren 1908 bis 1912 drei weitreichende Großsendesta- tionen entlang der dalmatinischen Küste in Pola, Sebenico und Cattaro errichtet (vgl. Venus, 1986, S. 381). Kunsti steigt während des Ersten Weltkriegs zum Linienschiffsleutnant, später zum Korvettenkapitän und Kommandant der Seefliegerschule auf (o.V: Nachruf Erich Kunsti, 1955, S. 2). Nach Kriegsende und dem Auseinanderbrechen des Vielvölkerstaates und der Armee, tritt die Republik „Deutsch-Österreich“ neben einem kleinen Teil an materiellem Erbe, wie beispielsweise der militärischen Sendestation am Laaerberg in Wien, auch ein „beträchtliches personelles Reservoir zum Teil hochqualifizierter Funkmannschaften, Chargen und Offiziere, die der Republik ihre Dienste anboten“ (Venus, S. 384) an. Auch Kunsti, der anfangs als Angestellter der Sachdemobilisierung von Kriegsmarinegütern arbeitet, wird 1924 vom RAVAG von seinem Freund und ersten Präsidenten der RAVAG Eduard Fieinl, sowie Generaldirektor Oskar Czeija zum Rundfunk geholt (Schmolke, 1992, S. 164). Nach zahlreichen Probesendungen nimmt die RAVAG am 1. Oktober desselben Jahres den offiziellen Sendebetrieb auf (o.V.: Ravag-Tagebuch, Radio Wien, Sonderheft, S. 50.). …