Einleitung: Lange bevor im ehemaligen Jugoslawien der erste Schuß fallen sollte, hatte der Krieg schon begonnen, als Krieg der Worte, als Krieg der Redaktionen. Moderner Nationalismus bedient sich zuallererst der Medien, um seine Botschaften zu verbreiten. Die Front verläuft durch die Redaktionsstuben. Dort werden die ersten Scharmützel ausgetragen, lange bevor es die Öffentlichkeit bemerkt. Dort sind die ersten Opfer zu beklagen. Die ersten Mitläufer, aber auch die ersten Widerstandskämpfer gegen die aufkeimenden kriegshetzerischen Bewegungen sind Journalisten.
Die Besonderheit der Medien liegt in der Doppelbrechung gesellschaftlicher Wirklichkeit, die sie bewirken. Sie sind zunächst Chronisten gesellschaftlichen Geschehens und damit jene Institutionen, die den jeweils aktuellen Zustand des sozialen Klimas lediglich widerspiegeln. Medien konstruieren aber auch neue Wirklichkeiten und zwingen die Gesellschaft, ihnen nachzuziehen. Staatlich gelenkte Medien in totalitären Gesellschaften schreiben jenes Drehbuch, das von den Staatsbürgern nachgespielt werden muß. Sie legitimieren regimetreue Haltungen und verdammen jeglichen Widerspruch, sie ändern gesellschaftliche Wertvorstellungen und damit die öffentliche Wahrnehmung dessen, was gut und böse ist. …