Stefanie Averbeck: Ernst Manheims „publizistische Soziologie“ Eine vergessene Kommunikationstheorie und ihre Aktualität

Einleitung: Als führende Vertreter der Zeitungswissenschaft im Jahre 1934 in ihrer Fachpresse die Einrichtung eines „Ministeriums für Volksaufklärung und Propaganda“ bejubelten, war der junge Soziologe Emst Manheim bereits aus Deutschland emigriert. Als „Jude und Ausländer“ hatte man ihn, damals Assistent am Soziologischen Institut, im Frühjahr 1933 aus der Universität Leipzig entlassen. Noch im gleichen Jahr veröffentlichte er in Prag die erste Soziologie der Kommunikation in deutscher Sprache – die in der nationalsozialistischen Zeitungswissenschaft nicht mehr rezipiert wurde. Sie ist der deutschen Fachöffentlichkeit erst seit 1979 zugänglich. In Amerika, der neuen Heimat Ernst Manheims, ist das Buch bis heute nicht publiziert worden. Indes wissen amerikanische Soziologen, die zumeist die spanische Ausgabe des Manheimschen Textes von 1936 gelesen haben, davon zu berichten, was sie an diesem Buch so besonders fasziniert: Die Analyse der Entwicklungsstufen der bürgerlichen Öffentlichkeit und der Entwurf einer Ethik des Diskurses. Themen, für die heute das Werk von Jürgen Habermas steht. …