Abstract: Der Weg zum filmischen Klassiker, zum anerkannten, kanonisierten Titel ist oft wortreich umkämpft, disziplinübergreifend umfehdet – und somit steinig in mehr als nur einer Hinsicht. Innerdisziplinäre Theoriegefechte erschweren dabei konstruktive Diskussionen um Wiederentdeckungen, Kanonisierungsbestrebungen und fragwürdige Exklusionshaltungen. Ein erweiterter Archivbegriff, der sich vom ohnehin zu verabschiedenden Projekt einer Progressionsgeschichte zu lösen und sich in seiner Anwendbarkeit als intellektuelllogistisches, politisch wie ethisch abgefedertes Instrument versteht, hat sich dahingehend vielfach als hilfreich erwiesen. In der Reflexion der archivalischen Rahmenbedingungen, die gleichermaßen die physische Überlieferung des jeweiligen Objekts als auch die diskursiven Verknüpfungen und historischen Kontexte berücksichtigt, liegt ein Vorteil, der einer lebendigen, möglichst detailreichen Erschließungs- und Vermittlungsarbeit zuträglich ist. Michael Powells PEEPING TOM (1959), mit seiner verstörend-schockierenden Geschichte über einen serienmordenden Kameramann, ist ein als klassisch zu bezeichnendes Beispiel für den Wandel in der Rezeption eines filmischen Werks und die Notwendigkeit bzw. positive Effektivität archivgestützer (Wieder-)Entdeckungsarbeit. Unter Rückgriff auf archivtheoretische und psychoanalytisch motivierte Theoriemodelle, sowie unter Einbindung historischer Quellen, soll hier, aufbauend auf einschlägigen Vorarbeiten (vgl. Ballhausen, 2005a; Ballhausen, 2008; Ballhausen, 2012), der titelspendende Weg zum „Klassiker“ anhand eines ursprünglich heftig abgelehnten Beispielfilms skizziert und vorgestellt werden.