Einleitung: Während des 17. und 18. Jahrhunderts waren Zeitungen, wie es Kurt Koszyk definiert, im Wesentlichen staatlich kontrollierte und beeinflusste Nachrichtenblätter mit einer „zielgerichteten Informationsstruktur“ sowie „Objekte der Staatsräson“ (Koszyk,1969, S. 78) . Daher weist Jürgen Habermas dem Interesse der Obrigkeiten, die sich die Presse bald zu „Zwecken der Verwaltung nutzbar machten“, eine größere Bedeutung für die regelmäßige Herausgabe vorliegender Nachrichtenmaterialien zu als den geschäftlichen Interessen von Druckern oder Verlegern (Habermas, 1971. S. 33-34). Dieses obrigkeitliche Interesse, das sich gleichlaufend mit dem rasch wachsenden Einfluss der durch Zeitungsmeldungen vermittelten Kenntnisse von Vorgängen der „großen Welt“ (vgl. Dovifat, 1968, S.28) auf die damalige Öffentlichkeit (vgl. hierzu auch die wichtigen Aussagen Klingensteins zur ambivalenten Funktion der Publizierung politischer Angelegenheiten. Klingenstein, 1970. S. 153 u. 154) zur nuancierten absolutistischen Kommunikationspolitik erweiterte, stellte gerade in Wien, der kaiserlichen Residenzstadt, die wichtigste Prämisse aller Zeitungsgründungen zwischen 1671 und 1757 dar (in Wien wurden in dieser Zeit folgende Blätter gegründet: Il corriere ordinuio und Cursor ordinarius (1671), Post=täglicher Mercurius und Wienerisches Diarium (1703), eine titelmäßig unbekannte französischsprachige Zeitung (1743) und Gazette de Vienne (1757)). Dabei waren die Motive, die der Etablierung neuer Zeitungsunternehmungen zugrunde lagen, stets innen- oder außenpolitischer, repressiver oder repräsentativer Natur. …