Geheimnisse und andere Funktionen von Tagebüchern von Jugendlichen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
Tagebücher sind jene Selbstzeugnisse, die von den meisten Menschen spontan mit dem Begriff ‚Geheimnis‘ assoziiert werden. Aber stimmt das überhaupt? Lässt sich diese Erwartungshaltung durch Quellen bestätigen? Am Beispiel von diaristischen Aufzeichnungen, die Mädchen und jungen Frauen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts verfasst haben, wird diese Frage ausgeleuchtet. Es wird nach den Anlässen gefragt, warum Tagebücher überhaupt begonnen wurden. Weiters geht es um die Funktionen, die das Schreiben für die einzelne Verfasser/innen möglicherweise hatte und schließlich um verschiedenen Formen, die sich entsprechend zeit- und geschlechtsspezifischer
Konventionen und Moden etabliert haben.
‚Geheimnisse‘ werden dabei (nach Claudia Schirrmeister) als eine eigene „Kommunikationsform“ verstanden – und damit als eine der möglichen Funktionen des Tagebuchschreibens. Gezeigt und besprochen werden in dem Beitrag verschiedene Ausgestaltungen der Geheimhaltung. Insbesondere wird dabei die Praxis der geteilten Geheimnisse vorgestellt – und die Reflexionen der jungen Schreiberinnen darüber.