Gerhard Rettenegger: Vom Ende eines Quasi-Monopols Die Journalistinnen und Journalisten und ihre unvorhergesehenen Mitbewerberinnen und Mitbewerber im öffentlichen Diskurs

Abstract
Vorhersagen über Aufgaben und Funktionen von Journalismus im gesellschaftspolitischen Kontext haben sich als problematisch erwiesen. Das Internet, vor allem die sozialen Netzwerke, die eine Teilnahme am öffentlichen Diskurs für jedermann ermöglichen, lassen das Sender-Empfänger-Modell, die Grundstruktur für den traditionellen Journalismus, erodieren. Es sind nicht länger kleine, publizistische Eliten, die das Informationsmonopol haben, die Themensetzung im öffentlichen Diskurs bestimmen und die Deutungshoheit über die Ereignisse besitzen. Nicht nur die Funktionen des Journalismus, auch Berufsbilder und vor allem das Verhältnis der Kommunikatorinnen und Kommunikatoren zu den Rezipierenden sowie deren Rolle im Internet und in den sozialen Netzwerken werden neu zu definieren sein müssen. Diese essenziellen Entwicklungen für den Journalismus waren in Prä-Internetzeiten nicht absehbar, noch sind sie abgeschlossen. Dieser Text versucht an ausgesuchten Funktionen der Journalistinnen und Journalisten, wie Gatekeeper und Informations-Monopolistinnen und -Monopolisten, aber auch an deren Verhältnis zum veränderten Publikum nachzuzeichnen, wie sich die Prognosen dazu seit den 1990ern zum Status Quo verhalten.