Abstract: Die Beschäftigung mit den sozialdemokratischen Journalisten am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jh. in Deutschland stellt unter professionalisierungstheoretischen Aspekten ein Desiderat der kommunikationshistorischen Forschung dar. Der Beitrag geht der Frage nach, inwiefern sich die sozialdemokratischen Journalisten, die im Verein Arbeiterpresse (VAP) organisiert waren, ihren bürgerlichen Kollegen mit Blick auf ihr berufliches Selbstverständnis annäherten. Zudem wird danach gefragt, ob der Befund von Jörg Requate für das 19. Jh., dass die „unabhängige Gesinnungstreue“ nur für die bürgerlichen Journalisten zutreffe, auch für den Beginn des 20. Jh. Gültigkeit beanspruchen kann. Dazu wurden die Diskussionen der Berufsangehörigen in den Mitteilungen des Vereins Arbeiterpresse (MdVA) mittels einer qualitativen Inhaltsanalyse untersucht. Neben dem Selbstverständnis wurden Autonomiebestrebungen und die Positionen zur Aus- und Weiterbildung betrachtet. In allen drei Dimensionen lassen sich Tendenzen einer Annäherung der sozialdemokratischen Redakteure an ihre bürgerlichen Berufskollegen erkennen.
Mike Meißner wurde für seine Masterarbeit 2014 mit dem erstmals vergebenen Nachwuchsförderpreis der Fachgruppe Kommunikationsgeschichte der DGPuK ausgezeichnet. Dieser Aufsatz stellt die Arbeit und ihre zentralen Befunde vor.