Walter Hömberg: Journalismus – eine Kulturleistung? Zur Wiederentdeckung der journalistischen Persönlichkeit

Einleitung: Im ersten Heft des Jahrgangs 1988 druckte die „Publizistik“ die Bibliographie eines Wissenschaftlers, dessen Name heute schon mehrfach gefallen ist und von dem im Laufe des Tages sicherlich noch häufig die Rede sein wird. Auf zehn eng bedruckten Seiten sind dort Selbständige Schriften, Editionen, Aufsätze und Rezensionen verzeichnet – ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Als Bibliograph hatte ich selbstverständlich den Ehrgeiz gehabt, alle Titel per Autopsie zu erfassen. So ganz gelang das nicht – einige der Publikationen waren an sehr entlegener Stelle erschienen. Deshalb telefonierte ich mit diversen Fachbibliotheken, um die Quellenangaben zu überprüfen. Dazu musste natürlich der Anlass der Recherchen offenbart werden: Es war der 50. Geburtstag von Wolfgang Rudolf Langenbucher, dessen zweiter Vorname nach schlechter amerikanischer Sitte leider immer nur verstümmelt gedruckt wird. Zwei Reaktionen der hilfsbereiten Bibliothekarinnen sind mir in Erinnerung geblieben: Diejenigen, denen er nur beruflich begegnet war – als Autor einer Vielzahl von Veröffentlichungen aus 25 Jahren, sie fragten erstaunt: Was, so jung ist der noch? Ganz anders die Antwort derjenigen, die ihn auch persönlich kannten. Sie sagten unisono: Was, so alt ist der schon …

Beide Reaktionen kann ich mir auch heute vorstellen, wenn dieser Autor mit einem Symposium anlässlich seiner noch ganz frischen Emeritierung geehrt wird. Ich möchte hier keinen systematischen Überblick geben, sondern nur einige Anmerkungen und Beobachtungen vortragen – Fußnoten eines Bibliographen sozusagen, die anknüpfen an ausgewählte Publikationen des jungen Emeritus. Dazu habe ich einige Stichworte notiert, geordnet in vier Kapitel. …