Einleitung: Das Rektorat der Universität Dortmund, die einen der wenigen grundständigen Journalistik-Studiengänge an deutschsprachigen Hochschulen anbietet, hat im Februar 2006 beschlossen, das dortige Historische Institut und seine Studiengänge zu schließen. Journalisten, aber auch Deutsch- und Englischlehrer, die Geschichte als Zweitfach studieren wollen, können künftig in Dortmund nicht mehr ausgebildet werden. Gleichzeitig mussten sich die Historiker in Göttingen und München gegen ähnliche Attacken wehren, so dass die Qualitätspresse in diesem Zusammenhang die Frage nach dem Zeitgeist stellte. Wo der weht, beispielsweise beim Umkrempeln des europäischen Hochschulwesens durch den Bologna-Prozess, gerät die Geschichte in die Defensive. (Kommunikations-)historische Lehrangebote werden bei der Umstellung auf BA/MA-Studiengänge reduziert oder ganz zur Disposition gestellt. Was liegt in dieser Situation näher als zu fragen, ob wir eigentlich noch historische Wissenschaften brauchen, warum das gegebenenfalls so ist und wie wir, wenn es so ist, (Kommunikations-)Geschichte betreiben sollten?
Der alarmierende Zustand des historischen Bewusstseins besonders bei vielen jüngeren Menschen scheint die Notwendigkeit des Schul- und Universitätsfachs Geschichte unmittelbar zu belegen. Hans-Ulrich Wehler bezeugt, dass Schüler ihn allen Ernstes gefragt haben, ob Hitler „vor Asterix oder danach“ war (Wehler, 1991, S. 211). Diese Begründung könnte allerdings dazu führen, das Wissen von der Vergangenheit in traditioneller Weise als Bildungsgut aufzufassen. Geschichte als Bildungsballast hat aber schon Friedrich Nietzsche in seiner zweiten Unzeitgemäßen Betrachtung kritisch aufs Korn genommen (vgl. Nietzsche, 1874).
Ich will daher kein flammendes Plädoyer für die Kommunikationshistorie halten, sondern zunächst überlegen, ob es für die Reduktion oder sogar Abschaffung der Geschichte nicht auch gute Gründe gibt. Danach werde ich fragen, ob es trotz mancher Gründe, die gegen die Geschichte sprechen, nicht doch notwendig ist, sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen und zum Beispiel in die Journalistenausbildung an Universitäten historische Komponenten zu integrieren. Und am Ende möchte ich skizzieren, wie wir uns mit (Kommunikations-)Geschichte befassen sollten, damit es einen praktischen Nutzen hat, ein gesellschaftliches Erkenntnisinteresse erfüllt und die Daten der Vergangenheit nicht zum Bildungsballast verkommen. …