Thomas Soxberger: Jiddisch und Journalismus

Einleitung: Deutsch und Jiddisch sind nahe verwandte Sprachen. Gleichzeitig hat das Jiddische wichtige Elemente aus dem Hebräischen (das wie das Arabische zur semitischen Sprachgruppe gehört) aufgenommen. Wesentlich ist auch der Einfluss der slawischen Sprachen auf Wortschatz und Grammatik. Das Jiddische dokumentiert damit die vielfältigen Sprachkontakte der europäischen Juden in einer mehr als tausendjährigen Geschichte. Am Jiddischen können wilden kulturellen Austausch zwischen den jüdischen Gemeinden, die in Mittel- und Osteuropa lebten, und der jeweiligen Mehrheitsbevölkerung studieren.

Immer wieder überrascht es, welche heftigen emotionalen Reaktionen das Jiddische bis heute auszulösen im Stande ist. Jiddisch wurde oft als Ausdruck des „jüdischen Wesens“ schlechthin aufgefasst, in positiver wie in negativer Weise. Wo die einen eine besondere Fähigkeit zum Ausdruck von Volksweisheit und Humor fanden, sahen andere einen „primitiven Jargon“. In der Zeit der Aufklärung entstand ein Diskurs über Wert oder Unwert des Jiddischen, der bis heute nachwirkt. …