Einleitung:
Die Zeit “boomt”
Wie verbringen wir unsere Zeit? Wie teilen wir unsere Zeit ein? In welchem Zeitbewußtsein handeln wir? Was ist Zeit in unserer historischen Epoche, in unserer Gesellschaft, die von ungeheurer Dynamik und einem enormen Mobilitätsdruck gekennzeichnet ist? Welche Rolle spielen in unseren Zeitstrukturen die Medien, allen voran das globale Medium Fernsehen?
Die Human- und Gesellschaftswissenschaften widmen sich heute verstärkt dem Thema Zeit. Neurophysiologen und Psychologen erkennen, daß psychosomatische Beschwerden mit Störungen des Zeitempfindens zu tun haben können. Soziologen begreifen Zeit als eine soziale Grundkategorie und als eine wesentliche Ressource unseres Handelns. Historiker gehen der Entstehungsgeschichte des heutigen Zeitbewußtseins nach. Medien und Institutionen der Kultur- und Bildungsarbeit und nicht zuletzt Schriftstellerinnen und Schriftsteller haben das Thema Zeit entdeckt. Das Thema Zeit gerät in Mode. Zeit boomt.
Ein ähnlicher, wenngleich nicht so scharf konturierter Prozeß fand im 19. Jahrhundert statt. Damals wandten sich Künstler, Intellektuelle, die Natur- und die Geisteswissenschaften dem Thema Zeit zu, als diese im Zuge der gesellschaftlichen Entwicklung einem Dynamisierungsprozeß ausgesetzt war. Standen damals die Industrialisierung und ihre Auswirkungen auf das Denken und Handeln im Hintergrund, ist es heute die Elektronisierung und Computerisierung, deren Folgen nicht nur die Berufswelt prägen, sondern auch zunehmend den Alltag außerhalb der Arbeitswelt…