Reaktionen der LehrerInnenschaft auf den Medienwandel um 1900
Dieser Beitrag erweitert den Forschungsstand zur Schmutz- und Schunddebatte am Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert um eine genuin kommunikationswissenschaftliche Betrachtung. Die Expansion populärer Literatur um 1900 ging mit intensiven Diskussionen einher, an denen sich auch LehrerInnen rege beteiligten. Geleitet vom Medialisierungsansatz wird mithilfe eines kommunikationswissenschaftlichen Fokus erfasst, inwiefern die LehrerInnenschaft von der Ausdifferenzierung des Mediensystems beeinflusst wurde. Im Mittelpunkt steht die Frage nach den Reaktionen der LehrerInnenschaft auf populäre Jugendliteratur und ihren Beweggründen. Hauptmotiv des Schundkampfes war, dass LehrerInnen die Literatur als neuen Konkurrenten in der Definition und Vermittlung grundlegender Normen und Werte betrachteten und daher ihre eigene gesellschaftliche Stellung in Zeiten von Schulreformen bedroht sahen und sichern mussten. Strategien wurden den sich verändernden Medienstrukturen angepasst und forcierten vorrangig Aufklärungsarbeit, die Erschließung geduldeter Schriften sowie repressive (medienpolitische) Maßnahmen.