Einleitung: Geschichten zum Medium Fernsehen existieren unzählige. Die Geschichte seiner Entstehung, die ersten Spuren und weiteren Verzweigungen seiner Entwicklung als mediale Form, denen hier nachgegangen werden soll, ist von vielfältigen Einflüssen geprägt, die sich aus dem medialen und gesellschaftlichen Entstehungszusammenhang erklären. Es soll im folgenden versucht werden, Spuren und Entwicklungslinien nachzuzeichnen, die Vorstufen zu jenem televisuellen Dispositiv (Der Begriff des medialen Dispositivs wurde vorwiegend aus der medienwissenschaftlichen Literaturwissenschaft eingebracht, und verweist insbesondere auf die in einem Medium eingeschriebenen Sedimente gesellschaftlicher Machtverhältnisse, die sowohl Aspekte der Ästhetik wie der Technik, der Rezeption und der Produktion in einem umfassenden Sinn reflektieren. Vgl. dazu etwa Knut Hickethier: Dispositiv Fernsehen. Skizze eines Modells. In: montage/AV, 4/1/1995, S. 63-83.) darstellten, wie wir es heute kennen: Eine mediale Form, die zu einem gesellschaftlichen Leitmedium wurde und in nahezu jedem Haushalt seinen festen Ort gefunden hat und uns auch im öffentlichen Raum oder in den Reisevehikeln in einem immer dichter werdenden Netz begleitet.
Besonders interessant scheinen mir in diesem Zusammenhang zwei Aspekte zu sein. Zum einen gilt es jene Charakteristika festzumachen, die für die Rezeptionsform Fernsehen, für die Architektur der Situation des Zuschauens – etwa im Unterschied zur Rezeptionssituation des Kinos – bis zum Abschluß der ersten Innovationsphase (Ende des Zweiten Weltkriegs) als typisch gelten können. Welche apparativen Varianten entwickelten sich im Spannungfeld der Nachbarmedien Kino, Büdtelegrafie und Radio, welche Empfangs- und Empfängerkonzepte entstanden im Prozeß seiner soziotechnischen Genese? Welche unterschiedlichen Phasen durchschritt das damals neue Medium Fernsehen bis es zu einem medial eigenständigen Dispositiv wurde, und welche Chrarakteristika kennzeichnen diese technische und kulturelle Form. Zum anderen gilt es jenen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen Aufmerksamkeit zu schenken, die als Einflußgrößen in einem soziotechnischen Entwicklungssystem wirksam wurden. In diesem Zusammenhang ist insbesondere das Konzept der „mobilen Privatisierung“, das der britische Kultur- und Medienwissenschafter Raymond Williams entwickelte, besonders hervorzuheben (vgl. Raymond Williams: Television. Technology and Cultural Form. New York 1975). Doch begonnen werden soll vorerst mit einen Blick zurück in die Frühgeschichte des Fernsehens, in eine Zeit, die reich war an Visionen und Tele-Visionen zu einem Medium, wie sie in den Erfinder-Köpfen der Science Fiction-Autoren oder auf den Reißbrettern der Ingenieure und Technik-Entwickler entstanden. …