Hannes Zimmermann: 41. Internationales Filmfestival in Locarno, August 1988

Einleitung: Das Festival wurde 1946 als touristische Attraktion geboren, vom lokalen Fremdenverkehrswesen und Schweizer Filmproduktionen gestützt. Die Filmvorführungen abends im Park des Grand Hotels auf einer für damalige Verhältnisse riesigen Leinwand (8×7 Meter), Empfänge und nicht zuletzt die Qualität der Festivalfilme wie z. B. Rom, offene Stadt von Rossellini, Double Indemnity (Frau ohne Gewissen) von Billy Wilder schufen den Grundstein zur Entwicklung eines Festivals, das zu jeder Zeit attraktiv und nie unumstritten war: Dem jungen Publikum und den jungen Filmschaffenden geöffnet, wurden auch Filme aus der „Dritten Welt“ gezeigt, und in den 50er Jahren stieß die Vorführung von Filmen aus Osteuropa oft auf polemische Kritik und Widerstände. Das Festival wurde der Präsentation von Erstlingsfilmen junger Talente gewidmet. Der Rückblick auf 40 Jahre in Locarno gezeigter Erstlingsfilme (die Retrospektive war in diesem Jahr auch in Wien zu sehen) wirkt heute wie ein Filmführer für Cineasten. In den letzten Jahren versuchte Locarno eine Kombination von neuen Stilrichtungen, sozial und politisch engagierten Filmen mit einem kommerziell attraktiven Programm. Die abendlichen Filmvorführungen im Freien auf der Piazza Grande mit bis zu 6000 Zusehern sind heute Sommerattraktion des Tessin…