Am Nachmittag eines Mittwochs im Juli 1985 gingen Theo Venus, Universitätslektor am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien (IPKW), und ich, ebenso Lehrbeauftragter, gemeinsam die Ringstraße entlang. Wir hatten einander vorher rein zufällig am Institut getroffen, das sich damals im „Neuen Institutsgebäude“ in der Universitätstrasse 7 befand. Sein Ziel war das Archiv des Österreichischen Parlaments, wo er Akten für ein zeithistorisches Projekt studieren wollte, meines die Österreichische Nationalbibliothek, wo ich die erst vor kurzem eingerichtete Forschungsabteilung leitete. Unser Gespräch galt zukünftigen Aufgaben der österreichischen Mediengeschichte. Auf der Höhe des Burgtheaters fragte ich ihn, was er von der Gründung einer medienhistorischen Zeitschrift hielte. Er darauf: Meinst Du ein Blatt, das z.B. das Programm eines Symposiums ankündigt oder z.B. einen Bericht über die Österreichischen Filmtage enthält? Nein, war meine Antwort. Ich denke da an eine richtige Zeitschrift mit wissenschaftlichen Aufsätzen und mit Buchrezensionen. Programmhinweise oder Berichte können da zusätzlich schon hineinkommen. Dem stünde sicher nichts entgegen. Hundert Meter weiter, beim Abschied vor der Rampe des Parlaments waren wir uns einig. Wir gründen eine solche Zeitschrift.
Ein paar Wochen später waren wir zu Dritt. Fritz Hausjell, damals Projektmitarbeiter am Schwesterinstitut in Salzburg – ihn kannten wir von der gemeinsamen Arbeit für die „Österreichische Gesellschaft für Kommunikationsfragen (ÖGK)“ – , schloss sich uns beiden begeistert an. Er wiederum gewann bald darauf den jungen Zeithistoriker Oliver Rathkolb, der am Schwesterinstitut einen Lehrauftrag über die US-amerikanische Medienpolitik der Nachkriegszeit in Österreich wahrnahm und knapp davor stand, Leiter des in Gründung befindlichen Kreisky-Archivs in Wien zu werden. Zu viert versuchten wir dann, die ÖGK für unser Zeitschriftenprojekt zu interessieren. Wir gingen davon aus, den Vorstand der ÖGK mühelos überzeugen zu können, dass die Herausgabe einer medienhistorischen Zeitschrift keineswegs das von der ÖGK seit Jahren produzierte Medienjournal konkurrenzieren, sondern vielmehr großartig ergänzen würde. Zusätzlich betonten wird, dass wir den Vorstand der ÖGK als übergeordnete Instanz der geplanten medienhistorischen Zeitschrift anerkennen würden. Umsonst gewagt. Der Vorstand der ÖGK zeigte uns die kalte Schulter.
Nachdem ich Peter Malina vom Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien sowie Margit Steiger und Margit Suppan, Studentinnen im sechsten Semester am Instituts für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, ins gemeinsame Boot geholt hatte, liefen die nächsten Schritte schnell an. Wir gründeten den egalitär ausgerichteten Verein „Arbeitskreis für historische Kommunikationsforschung (AHK)“ und machten uns daran, eine kostengünstige Vervielfältigungsform für die erste Ausgabe unserer Zeitschrift zu finden, deren Namen medien & zeit inzwischen Fritz Hausjell und Theo Venus kreiert hatten. Helmut Strutzmann, der sich bereits für den PR-Verein „trialog“ (im Vorstand Klaus Lojka, IPKW und ich) in Druckangelegenheiten hervorgetan und als Herausgeber von Sozialreportagen des Journalisten und Politikers Max Winter sein medienhistorisches Engagement bewiesen hatte, produzierte die Startausgabe von medien & zeit mit einer Auflage von 300 Exemplaren mithilfe eines Schnellkopierverfahrens. Die Beiträge kamen von Fritz Hausjell, Oliver Rathkolb, Theo Venus und mir. Die formale Qualität des ersten Heftes (eine Doppelnummer, deren Zustandekommen nicht geplant war) war gewiss nicht hinreißend. Aber mehr konnten wir uns damals nicht leisten. Die Kosten in der Höhe von 30.000,- Schilling berappten wir mangels einer Förderung privat.
Unser Frohsinn, die Startausgabe bei der von Wolfgang R. Langenbucher, Vorstand des IPKW, in Wien organisierten Internationalen Tagung im Mai 1986 unter dem Titel „Wege zur Kommunikationsgeschichte“ präsentieren zu können, vermischte sich mit den Glückwünschen vieler Tagungsteilnehmer_innen, allen voran von Michael Schmolke, Vorstand des Schwesterinstituts in Salzburg, sowie von Walter Schütz, Redakteur der Publizistik.