Einleitung
Die Konferenz der österreichischen Tageszeitungen fand auf Einladung des 1908 gegründeten Zentralvereins der Zeitungsunternehmungen am 20. Februar 1916 in der niederösterreichischen Handels- und Gewerbekammer statt, um ausschließlich zu rein wirtschaftlichen Fragen Stellung zu beziehen. Den unmittelbaren Anlaß für die Konferenz, an der Vertreter österreichischer Zeitungen ohne Unterschied der Parteienrichtung sowie der Nationalität teilnahmen, bot die Forderung des Papierfabrikverbandes um eine neuerliche Preiserhöhung für Rotationsdruckpapier um zehn Heller pro Kilogramm. Vom heutigen Standpunkt sind die mannigfachen Details dieser Konferenz von untergeordneter Bedeutung; etwa der Standpunkt eines Teilnehmers, sich mit einer Preiserhöhung von lediglich fünf bis sechs Heller pro Kilogramm einverstanden erklären zu können. Tragweite kommt der Versammlung jedoch insofern zu, als sich erstmals in der Geschichte der österreichischen Zeitungsindustrie Solidarisierungsversuche in ökonomischen Belangen abzuzeichnen begannen. Denn der Zentralverein repräsentierte zu dieser Zeit die Interessen von immerhin rund fünfzig Tagblättern.
Der Vertretungsanspruch der Konferenz war deshalb jedoch keineswegs schon umfassend und auf die Gesamtmonarchie zugeschnitten. So konnten vornehmlich die ungarischen Tageszeitungen in die Formierungsintention des Zentralvereins gegen die papiererzeugende Industrie nicht zur Gänze eingebunden werden. Sie hatten sich schon vor der Konferenz mit einer Preiserhöhung für Rotationsdruckpapier um zehn Heller einverstanden erklärt und damit den Zentralverein in dieser Angelegenheit präjudiziert. Im Gegensatz zu allen übrigen Blättern der Monarchie genossen die ungarischen Tageszeitungen allerdings bereits seit 1914 kraft eines besonderen Entgegenkommens der ungarischen Regierung ein Recht auf volle Portofreiheit. Was lag der Konferenz also näher, als denselben Zustand von der österreichischen Regierung zu verlangen?
Ein entsprechender Antrag lag vor, doch wurde eine solche Aquivalenzleistung von den Konferenzdelegierten schließlich entschieden mit dem Argument abgelehnt, daß diese Frage isoliert betrachtet und behandelt werden müßte: Zeitungen seien heute – im Krieg – keine Privatunternehmen, sondern eigentlich Organe der Regierung für deren Bekanntmachungen und Verlautbarungen. …