Abstract
Der Beitrag plädiert für eine Fachgeschichtsschreibung, die institutionelle und wissenschaftliche Aspekte voneinander getrennt betrachtet und so die eigentliche Leistung früherer Fachvertreter (die institutionelle Absicherung der Disziplin) zu einem Bezugspunkt für die kollektive Identität der Fachgemeinschaft macht. Für dieses Anliegen werden Ein-Professoren-Institute in den Blick genommen, die für die Vergangenheit der Disziplin lange Zeit charakteristisch waren und bei denen es geradezu zwangsläufig zu einer Vermischung personen-, ideen- und institutionengeschichtlicher Perspektiven kommt. Basierend auf Bourdieus Verständnis von wissenschaftlichen Feldern und mithilfe von vier zu Thesen verdichteten Beispielen aus der Geschichte der deutschsprachigen Zeitungs-, Publizistik- und Kommunikationswissenschaft wird gezeigt, dass für die Akzeptanz (und den Ausbau) von Ein-Professoren-Einrichtungen an der Universität weniger das im Fach angesammelte wissenschaftliche Kapital ausschlaggebend war, sondern die Reputation der Fachvertreter im Feld der Macht – eine Art Metakapital, das in Politik, Medien und Öffentlichkeit erworben wurde.