Einleitung
Die individuelle Erfahrungswelt des Alltags mit ihren vielfältigen Sinnbezügen zum Ausgang sozialwissenschaftlicher Erkenntnis zu machen ist ein Gedanke, welcher seit einiger Zeit auch in der Kommunikationswissenschaft eine gewisse Attraktivität genießt. Über die Ursachen solcher Bestrebungen darf spekuliert werden: Sicher liegen sie zum Teil in der anhaltenden Krise eines positivistisch ausgerichteten Empirismus, der seinen Rationalitäts- und Objektivitätsanspruch auch gegen eine zunehmend komplexer werdende Welt- und Wirklichkeitserfahrung verteidigt. Ins Positive gewendet liegen sie aber auch im fortschreitenden Reifungsprozeß unserer Wissenschaft; im Suchen nach tragfähigen Grundlagen für eine sinnvolle Ordnung und Interpretation der Überfülle empirischen Materials, geboren aus der Kurzatmigkeit der „Agenda Setting – Uses and Gratification – Schweigespirale – Transaktionsansatz“-Moden.
Jürgen Habermas hat mit seiner Theorie des kommunikativen Handelns so einen Versuch unternommen und die Alltagserfahrung, welche aller wissenschaftlichen Erkenntnis „vorgängig“ ist, zur Basis jeder fundierten sozialwissenschaftlichen Erkenntnis gemacht (Habermas, 1981). Er reaktiviert in seiner Studie Konzepte, welche sich bei George Herbert Mead, Emile Durckheim und vor allem bei Max Weber finden. Der Habermas’sche Entwurf ist aber auch von der Gedankenwelt eines Wiener Soziologen inspiriert, für den der Versuch des Verstehens von sozialem Handeln aus den Sinnbezügen der subjektiven Existenz heraus Programm und Herausforderung seines wissenschaftlichen Lebens war: Alfred Schütz. …