Einleitung: Wollte man sich in die weitverbreitete Gewohnheit runder Jahrestage einordnen, so müßte man hier erwähnen, daß heuer der 115. Geburtstag der Journalistin Oda Olberg-Lerda begangen wird. Daß er dieses Jahr — mit einiger Wahrscheinlichkeit auch in der sozialdemokratischen Parteipresse — nicht Erwähnung finden wird, liegt wesentlich an einem bestimmten Mangel der (Medien-)Historiographie: Das Wissen um diese „beste sozialistische Journalistin ihrer Zeit“ ist deshalb so dürftig, weil sie Frau ist und zudem Exilantin. Daß Frauen selbst heute noch in der kommunikations- und medienhistorischen Forschung selten Objekt des Erkenntnisinteresses sind, zeugt davon, daß dieser Wissenschaftssektor wenig der Emanzipation von Unterdrückten, Benachteiligten und Minderheiten sich verpflichtet fühlt. Die Forschungsbemühungen um Emigration und Exil österreichischer Journalisten und Journalistinnen wiederum laufen — international verspätet — erst allmählich an…