Petra Herczeg: Mehrheiten-Minderheitenverhältnis – ein kommunikatives Mißverhältnis? Kommunikationswissenschaftliche Überlegungen zu einem komplexen Problem am Beispiel der Kroaten im Burgenland

Einleitung: Minderheiten – in diesem Fall ethnische – sind in den Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion gerückt, die Frage der Aufnahme von Ausländern beschäftigt nicht nur die Regierung, sondern ist ein „Dauerbrenner“ in den österreichischen Medien. Die Situation der „neuen“ Minderheiten, das heißt der Zuwanderer und Flüchtlinge, ist geprägt von einer aggressiven Grundstimmung einerseits und von verständnishafter Tatenlosigkeit andererseits.

Die „alten“ Minderheiten dagegen, also Ungarn, Burgenlandkroaten, Tschechen und Slowaken und Kärntner Slowenen haben sich größtenteils als arrivierte und anerkannte Minderheiten in der Gesellschaft etabliert. In der Kommunikation über die „alten“ Minderheiten gibt es jedoch eine leichte Polarisierung: zwischen den Kroaten, Ungarn, Tschechen und Slowaken auf der einen und den Slowenen auf der anderen Seite. Der Grund für diese Divergenz liegt darin, daß die politischen Diskussionen, die im Kontext mit den Slowenen geführt wurden, heftig und sehr emotionell waren.

Die Situation der Minderheiten hängt nicht nur davon ab, welche Rechte ihnen von der Mehrheit zugestanden werden, sondern auch davon, wie die Minderheiten von der Mehrheit wahrgenommen werden. Die kroatische Minderheit, die seit ungefähr 500 Jahren im Burgenland lebt, hat sich größtenteils ihre kulturelle Eigenständigkeit bewahrt. Die kulturellen Aktivitäten der Kroaten sind in ganz Österreich – durch die mediale Aufbereitung – bekannt beziehungsweise auch „berühmt“. Wer kennt nicht die schmucken Trachten und die Tamburizzamusik, die synonym für eine ganze Volksgruppe stehen? In den Medien werden vor allem Stereotypen und Klischees über die Kroaten – eine inhaltsanalytische Überprüfung dieser Annahme steht noch aus – verbreitet. Damit wird auch das Bild der Kroaten in der Mehrheit geprägt, die diese Gruppe nur als „Folklore- und Traditionspflegeverein“ wahrnimmt. Durch diese eindimensionale Sichtweise der Minderheitsgruppe bleibt auch eine tiefergehende Auseinandersetzung mit ihr aus.

Welche Möglichkeiten hat die kroatische Minderheit, um sich in der Mehrheitsgesellschaft zu bewähren? Sind vielleicht gerade Minderheitengruppen – in einer Gesellschaft, die sich immer komplexer und undurchschaubarer gestaltet – „Refugien“, um seine eigene Identität zu finden, sie zu festigen und sich den Nivellierungsprozessen der Massenmedien zu entziehen? Oder sind Minderheiten in unserer Gesellschaft einfach obsolet, da sie nur mehr über Folklore- und Traditionspflege wahrgenommen werden? …