Sehr geehrte Damen und Herren,
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
wie immer habe ich das neue Heft von medien & zeit mit Interesse gelesen. Ich finde auch gerade den Schwerpunkt Nachrichtenjournalismus ausgesprochen wichtig.
Dass ich Ihnen erstmalig schreibe ist durch den Artikel Zur Entwicklung der Unparteilichkeitsmaxime im deutschen Journalismus verursacht. Die dort angewandte Beweismethode scheint mir fragwürdig zu sein. Die dort angewandte Beweismethode scheint mir fragwürdig zu sein.
Die Autorin bezieht sich bei ihrer Behauptung, dass Unparteilichkeit als Berufsnorm für Journalisten schon seit dem ersten Jahrhundert periodischer Zeitungen zu gelten habe, auf Selbstaussagen. Ich habe Bedenken, dass diese Belege prinzipiell ausreichen können.
Unbestreitbar ist, dass die Inhaber journalistischer Berufsrollen immer wieder versichern, unparteilich berichten zu wollen oder nur das weiterzugeben, was sie selbst gehört, gesehen oder von anderen berichtet bekommen haben; in älteren und jüngeren Zeitungsbänden kann man aber nachlesen, dass die Inanspruchnahme dieser Maxime keineswegs in jedem Fall bedeutet, dass in einem wie auch immer definierten Sinne unparteilich berichtet wird. In einer Zeit, die mit Hilfe wissenssoziologischer Verfahren in der Lage ist Einblick in die Perspektivität menschlichen Wissens zu erlangen, berührt das Vertrauen ihrer Autorin in solche Selbstaussagen eigenartig. Vielfach entsteht doch der Eindruck, dass Unparteilichkeit als Wert in Anspruch genommen wird, ohne dass dieser Anspruch eingelöst wird. Mit den Quellenbelegen, die die Autorin aufzeigt, lässt sich diese Differenz nicht einmal benennen, geschweige denn auflösen.
Mit freundlichen Grüßen Hans Bohrmann